Kos und Rhodos: Inseln der Urlaubs-Seligen
Mit der ersten griechischen Insel ist es wie mit der ersten großen Liebe. Wie viele Jahre auch immer dazwischen liegen – der Zauber der ersten gemeinsamen Stunden, Tage und Nächte geht einem nicht aus dem Sinn.
Meine erste griechische Insel hieß Sifnos. Sie gehört zur Inselgruppe der Kykladen und liegt 130 km südöstlich von Athen – in unmittelbarer Nachbarschaft von Milos, Serifos und Paros.Für die Anreise zum Athener Hafen Piräus wählten wir die damals weitaus kostengünstigere Bahn. Ein langes und beschwerliches Unterfangen, zumal das vorhandene Bare nicht in einen Liegewagen, sondern später lieber in Retsina, Moussaka, Souvlaki und Ouzo investiert wurde. Am Strand brachten wir auch die Nacht zu – unbehelligt von Verboten im Schlafsack .
Sifnos ist noch immer weitgehend unbekannt und hat bis heute nichts von seinem paradiesischen Charme verloren. Die Insel gilt unter Griechen, die auch zu Hause einmal wirklich abschalten wollen, als Geheimtipp zur perfekten Erholung.
Das Wiedersehen mit griechischen Inseln, das mir ein paar Jahrzehnte danach vergönnt ist, trägt weitaus klingendere Namen: Rhodos und Kos.
Risotto nero mit Anis
Die Anreise: Komfortabel in einem neuen Airbus der Charter-Flotte von myAustrian. In Airline-Sparzeiten wie diesen erwähnenswert: Warmes Essen und Zeitungen sind hier noch eine Selbstverständlichkeit.
Die erste Erfahrung nach Ankunft bei einem "Light Lunch" im malerischen Innenhof des "Cafe Auvergne" in der Inselhauptstadt Rhodos. Derart gebogen haben sich die Tische schon ewig nicht: Fenchel in Süßwein, Manuri-Käse mit Basilikum-Sauce, Risotto nero mit Anis und süßen Zwiebeln, Tagliatelle mit Safran und Calamari ...
Wer sich durch das Dutzend an Vorspeisen kostet, hat keinen Bedarf mehr, nach den vollen Schüsseln mit Lammbraten und Hühnerfleisch zu greifen. Schließlich lacht – "light lunch" – auch noch ein reiches Angebot an Nachspeisen um die Ecke.
Nachhaltige Spuren nur in den Köpfen hat die kurze, aber heftige Besatzung durch Nazi-Deutschland hinterlassen. Das Zerrbild des "hässlichen Deutschen" sitzt als steinerner Gast im Gespräch mit Einheimischen beim ersten Glas Wein mit einem Schlag wieder am Tisch.
Steinerner Gast
Nikos versteht sein Geschäft als Fremdenführer perfekt: Mit reichhaltigem Wissen, lebhaften Bildern, aber ohne billige Scherze macht er die Geschichte seines Landes lebendig. Sonnenklar ist für den gelernten Geschichtsprofessor, der in Deutschland aufgewachsen und in der Welt herumgekommen ist, aber auch: Der jüngste Deal mit der EU schafft in Griechenland nur neue Verlierer. Der griechische Regierungschef heißt für Nikos längst nicht mehr Alexis Tsipras, sondern Wolfgang Schäuble. Die Pensionen werden von 80 auf 60 Prozent des Letztbezugs der letzten fünf Arbeitsjahre gekürzt. Bis jetzt konnte man mit 25 bis 30 Versicherungsjahren in Rente gehen, künftig braucht man 40 Jahre: Für mitteleuropäische Ohren die überfällige Abkehr von unverständlichen Gewohnheiten, für Griechen ein unzumutbar schmerzlicher Wandel.
Nikos ist überzeugt, würde Griechenland das "deutsche Diktat" abschütteln und zur Drachme zurückkehren, das Land würde nach einer kurzen Durststrecke neu erblühen.
Ist es gefährlich hier?
Tiefere Preise, freie Betten
Die Fernsehbilder vom letzten Sommer, als Hunderte Asylwerber im Hafen von Kos campierten, haben eine tiefe Spur in den Reisebuchungen hinterlassen. Die großen All-inclusive-Anlagen haben ein Fünftel, die kleinen Hotels und Pensionen bis zur Hälfte ihrer Gäste verloren.
Die beliebte türkische Ferienregion Bodrum liegt 20 Boots-Minuten von Kos entfernt. Relikte von Militärposten zeugen auf Kos von der friktionsreichen Beziehung mit dem Nachbarn. Flüchtlinge sind seit vergangenem Herbst weder in Bodrum noch auf Kos gelandet. Die Türken haben die Passage dichtgemacht, um ihren eigenen Tourismus zu schützen. Und so auch das griechische Kos gegen einen neuen Flüchtlingsansturm gesichert.
Als bräuchte es noch derart profane Gründe, um den Reizen auch dieser griechischen Inseln neuerlich zu erliegen.
Info
Anreise Kos Von Wien und Innsbruck jeden Montag nonstop mit Airbus. Hin- und Rückflug: 258 €. Oneway:129 €; myholiday.austrian.com
Beste Reisezeit Von Mai bis Ende Oktober gibt’s mehrere Sonnenstunden täglich, kaum Regen.
Angebote haben alle großen Reiseveranstalter im Programm, z. B. 1-2-Fly, Gulet, Dertour, ITS, Jahn Reisen und TUI. Details im Reisebüro.
Auskunft Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Tel. 01/512 5317-0, www.visitgreece.gr, www.kosinfo.gr, www.rhodes.gr/en
Reise-Tipps: Kos für Individualisten
Hotel Platanista, Psalidi Kos, www.platanista.gr Weitläufige Anlage in maurischem Stil, Zimmer mit Terrasse/Balkon oder Vorgarten. Hoteleigener Strand 100 Meter außerhalb der Anlage.
Essen Cafe Auvergne, Alexander the Great Square, Altstadt Rhodos, (0030)2241076100, www.auvergnecafe.gr
Taverne Oromedon, Zia, Kos, (0030)2242069983
Taverna Ampavris, Vourina, Kos. www.ampavris.gr
Besichtigungen Asklepion, antikes Heiligtum für den Gott der Heilkunst Antimachia, traditionelles griechisches Haus und einzige Windmühle der Insel, auf der täglich Mehl erzeugt wird.
Reise-Tipps: Rhodos für Individualisten
Hotels Rhodos Palace, Hotelanlage mit mehrstöckigem Haupthaus mit Meerblick und Gartenbungalows mit eigenem Pool. wwww.rodos-palace.gr.
Ellique, Boutiquehotel Rhodos-Altstadt. www.ellique.gr
Guide & Besichtigungen Nikos Xylouras, nikosxy@gmail.com (0030)6936702790
Kalithea: Die ersten Thermen direkt am Strand, heute Filmkulisse und beliebter Ort für Hochzeiten.
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