Extreme Dürre hat Sizilien fest im Griff: Touristen werden abgewiesen

Extreme Dürre hat Sizilien fest im Griff: Touristen werden abgewiesen
Tourismus und Landwirtschaft auf der italienischen Insel leiden unter den Folgen des Klimawandels und veralteter Infrastruktur.

Es sollte ein besonderes Jahr für Agrigent werden. Die Küstenstadt wurde zur italienischen Kulturhauptstadt 2025 ernannt. Eine Auszeichnung, die für gewöhnlich touristischen Aufschwung bedeutet. Tatsächlich musste der Ort im Westen Siziliens zuletzt Gäste abweisen. Aber nicht, weil die Hotels und Pensionen überbucht waren. Sondern weil dem Städtchen das Wasser ausgegangen ist. 

Bereits im Februar wurde in der Gemeinde und in vier weiteren Provinzen Siziliens der "Krisen- und Wassernotstand" ausgerufen. Im zweiten Halbjahr 2023 waren nur 150 Millimeter Regen gefallen. Im März waren viele Wasserspeicher nur zu gut zehn Prozent gefüllt.

Wasserrationierungen sind Alltag

Inzwischen sind mehr als eine Million Menschen in 93 Gemeinden auf der italienischen Ferieninsel von Wasserbeschränkungen betroffen. Viele müssen ihren Wasserverbrauch um bis zu 45 Prozent reduzieren. Das bedeutet, dass die Wasserhähne nach einem bestimmten Zeitplan trocken laufen und die Versorgung über Nacht komplett eingestellt wird.

Extreme Dürre hat Sizilien fest im Griff: Touristen werden abgewiesen

Den Zitrusbauern schrumpfen die Früchte davon: Auch die Orangenernte fällt aufgrund der Dürre auf Sizilien mager aus

Hotels müssen im Verhältnis zu ihrer Kapazität eine bestimmte Menge an Wasserreserven vorweisen. Das Wasser wird teuer vom italienischen Festland eingekauft. Kleinere Hotels und Pensionen, wie jene in der Altstadt von Agrigent, können diese Anforderungen häufig nicht erfüllen. Viele können ihren Gästen keine Toiletten mit Wasserspülung oder eine Dusche nach einem langen Tag am Strand garantieren.

Landwirtschaft in prekärer Situation

Doch nicht nur der Tourismussektor, auch die für Sizilien wichtige Landwirtschaft stöhnt unter der Dürre. Das Weidegras für Ziegen und Kühe wird knapp. Viele Bauern stehen vor der bitteren Entscheidung, ihre Herden zu schlachten - oder die Tiere verdursten zu lassen.

Auch die berühmten sizilianischen Orangen und Zitronen schrumpfen wegen des Wassermangels an den Bäumen. Die für die Bewässerung genutzten Stauseen rund um den Ätna führen nur noch halb so viel Wasser wie normal.

Extreme Dürre hat Sizilien fest im Griff: Touristen werden abgewiesen

Die Dürre ist auch für die Viehzucht fatal. Im Bild: Eine Kuh auf einer Weide im Februar 2024

Dazu kommt, dass die hohen Temperaturen im Sommer, die auf weit über 40 Grad hinaufklettern können, regelmäßig zu verheerenden Waldbränden führen, die das Wenige, was an Vegetation übrig geblieben ist, zerstören. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 693 Hektar Waldfläche auf der Insel zerstört, berichtet der britische Guardian.

Veraltete Infrastruktur

Grund für die extreme Trockenheit ist neben dem Klimawandel auch die undichte und veraltete Infrastruktur auf Sizilien. Jahrzehntelang wurde die Instandhaltung des Bewässungsnetzes vernachlässigt. Die Regionalregierung hat in Rom Subventionen für den Import von Wasser vom Festland beantragt. Konkrete Pläne gibt es noch keine. 

Die drei Entsalzungsanlagen, die Sizilien mit Meerwasser für die Trinkwasserversorgung, die Abwasserentsorgung oder die Bewässerung versorgen könnten, sind zudem seit mehr als zehn Jahren stillgelegt. Sie wieder in Betrieb zu nehmen oder neue Brunnen zu bohren, wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

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Verheerende Brände: 2024 wurden auf Sizilien 693 Hektar Waldfläche von den Flammen zerstört

Sizilien wird zur Wüste

Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel erwärmt sich Europa schneller als jeder andere Kontinent. In Sizilien wurde im Jahr 2021 mit 48,8 Grad Celsius der europäische Temperaturrekord gebrochen. 

Seit 2003 ist die Niederschlagsmenge auf der Insel um 40 Prozent zurückgegangen. Bis 2030 wird ein Drittel der Fläche Siziliens zur Wüste werden, vergleichbar mit Tunesien oder Libyen, sagt Christian Mulder, Professor an der Universität Catania, gegenüber dem Guardian.

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