Seit mehr als drei Jahren regnet es in weiten Teilen des Landes zu wenig.
In Katalonien, im Nordosten des Landes, wurde Anfang Februar der Wassernotstand verhängt. Nicht nur Landwirtschaft und Industrie, auch Privathaushalte müssen ihren Wasserverbrauch reduzieren: Pro Person und Tag dürfen nur noch 200 Liter Trinkwasser bereitgestellt werden, Krankenhäuser, Schulen, Dienstleistung miteinberechnet.
Die Ferienregion Andalusien könnte im Sommer zu ähnlichen Maßnahmen greifen. Kann sich das Dürreland Spanien noch leisten, dass zeitgleich Urlauber in Hotel-Pools plantschen oder in üppigem Grün Golf spielen?
Für Dante Maschio von der Umwelt-Plattform „Aigua és Vida“ („Wasser ist Leben“) ist die Antwort klar. „Wir müssen mit aller Macht gegensteuern: Schließlich ist der Tourismus nach der Landwirtschaft die Branche, die am meisten Wasser verbraucht.“ Genau Zahlen über den Wasserkonsum der Branche gibt es nicht. Aber allen Studien zufolge liegt Verbrauch von Urlaubern deutlich über dem von Einheimischen.
Barcelonas Hotelverbrauch beziffert ihn auf 163,5 Liter pro Tag und Person. Aus den Wasserhähnen eines Barcelonesen pladdert im Schnitt etwa 100 Liter. Und: Ein Viertel der Großverbraucher – dazu zählen Betriebe, die pro Jahr mehr als 7000 Kubikmeter Wasser konsumieren – sind Hotels.
„Trotzdem gibt es kaum branchenspezifischen Auflagen“, schimpt Maschio. „Alle müssen sparen, aber den Tourismus fasst man mit Samthandschuhen an.“
Während die Landwirtschaft in Katalonien den Wasserverbrauch um 80 Prozent, die Industrie ihren um 25 Prozent reduzieren muss, unterliegen Hotels, Pensionen und Campingplätzen nur den allgemeinen Begrenzungen für Gemeinden. Lediglich bei der Befüllung der Pools gibt es eine Sonderregelung:
Pools mit Meerwasser
Neu befüllt darf gar nicht mehr werden – und nachgefüllt nur noch mit Meerwasser. Es sei denn, die Hoteliers finanzieren aus eigener Tasche eine Entsalzungsanlage – so wie das der Hotelverband aus Lloret de Mar vorgemacht hat.
Bereits Anfang Februar kaufte der Zusammenschluss für 1,5 Millionen Euro eine mobile Entsalzungsanlage für seine Mitglieder. „Wir konnten nicht tatenlos zusehen, wie immer mehr Urlauber aus Angst vor leeren Pools mit Stornierungen drohten“, erzählt Direktor Enric Dotras. Die katalanische Wasserbehörde reagierte ob des Alleingangs zunächst vergrätzt, passte das Notstandsdekret danach aber an. Schließlich würden so Arbeitsplätze gesichert.
Im Mai soll die etwa schiffscontainergroße Anlage am südlichen Ende der Strandpromenade aufgestellt werden und bis zu 50.000 Liter Trinkwasser pro Stunde produzieren.
103 Hotels, Pensionen und Golfplätze sollen einmal wöchentlich per Tanklastwagen mit der begehrten Ressource beliefert werden. Dotras ist sich sicher: „Unsere Initiative wird auch in anderen spanischen Urlaubsregionen Schule machen.“
Wohlstandsgarant
Trotz Hungerstreiks und einer zunehmend erhitzten Debatte: Das Urlaubsgeschäft gilt in Spanien weiter als Wohlstandsgarant. 12,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verdankte das Land zuletzt dem Tourismus. In besonders beliebten Regionen, etwa auf den Balearen oder den Kanaren, sind es bis zu dreißig Prozent. Die Branche ist hauptverantwortlich dafür, dass die spanische Wirtschaft nach dem Pandemietief vergleichsweise schnell wieder auf die Beine kam. Auch deshalb hat es die Kritik schwer. Die Proteste werden zwar gehört, aber Restriktionen scheut die Politik.
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