Am Strand und auf den Feldern: Wo Spanien das Wasser ausgeht

Ausgetrocknet, ein See unweit der Stadt Toledo
Kein Wasser von Mitternacht bis sieben Uhr früh: Für die Bewohner Dutzender Dörfer in der Provinz Malaga, im Süden Spaniens ist das schon seit einem Monat Alltag. An den bei Touristen beliebten Stränden hat man zumindest die Duschen abgesperrt.
Dürre seit vielen Monaten
Seit mehr als einem Jahr leiden weite Teile des Mittelmeerlandes an einem drastischen Mangel an Niederschlägen. Am schlimmsten betroffen sind die Regionen am Mittelmeer, und da vor allem Andalusien im Süden und Katalonien mit der Hauptstadt Barcelona im Osten. Lange hat die Regierung in Madrid versucht, die unausweichlichen Konsequenzen von den Bürgern fernzuhalten. Inzwischen aber lässt das die Dramatik der Lage nicht mehr zu. Die großen Wasserreservoirs, etwa in den Bergen nördlich von Barcelona, oder in der andalusischen Sierra Nevada haben weniger als zehn Prozent ihrer üblichen Kapazität. Für die meisten ist das ein historischer Tiefststand.

Die ersten harten Maßnahmen zur Beschränkung des Wasserverbrauchs sind in Kraft, und die bekommen derzeit etwa neun der 47 Millionen Spanier zu spüren.
In Katalonien etwa wird das Wasser nicht stundenweise abgedreht, sondern es sind viele Aktivitäten entweder verboten, oder zumindest drastisch eingeschränkt: Etwa Autowaschen, das Bewässern privater Gärten, oder das nächtliche Reinigen der Straßen. Auf 200 Liter pro Person pro Tag soll der Durchschnittsverbrauch gesenkt werden. Wie das aber umgesetzt werden soll, ist derzeit unklar.
Problem Landwirtschaft
Aussicht auf Besserung der Lage gibt es vorerst nicht. Spanien erlebt gerade seine dritte Hitzewelle in diesem Sommer mit Temperaturen über 40 Grad. In einem Sommer, der weltweit für Rekorde sorgt – soeben ist der Juli zum heißesten je gemessenen Monat erklärt worden – ist kein EU-Land so betroffen wie Spanien. Mehr als die Hälfte des Staatsgebietes leidet unter akutem Wassermangel.
Als dessen Hauptverursacher gilt die Landwirtschaft. 80 Prozent der Wasserreserven, so die Schätzung der Umweltorganisation Greenpeace, würde die verbrauchen. Gerade die wüstenähnlichen Regionen im Süden des Landes versorgen Europa das ganze Jahr über mit Obst und Gemüse. Die dafür angezapften unterirdischen Wasservorkommen drohen in wenigen Jahren zur Neige zu gehen. Zugleich aber sind diese Plantagen der Wirtschaftsmotor in vielen rückschrittlichen und armen Gegenden. Diesen droht also auch ein wirtschaftliches Desaster. Alles in allem, so meinte ein Greenpeace-Wasserexperte gegenüber El Pais, „Ein System, das nicht mehr aufrechtzuerhalten ist.“
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