Wassernotstand in Barcelona: Wenn die Dürre kommt, um zu bleiben

Glitzerndes, blaues Wasser inmitten sattgrüner Berge. So sah der Sau-Stausee im Guilleries-Massiv üblicherweise aus, seit der Fluss Ter hier Anfang der 1960er-Jahre aufgestaut wurde. Die Idee war es, die Wasserversorgung Kataloniens – und insbesondere jene der rund 60 Kilometer südlich gelegenen Metropole Barcelona – dadurch langfristig zu sichern.
Davon ist mittlerweile schon lange keine Rede mehr. Trocken, rissig und braun präsentiert sich das Panorama von den umliegenden Bergen. Die für die Wassersportler bereitstehenden Boote liegen nicht am Steg, sondern auf Grund. Zu gerade einmal fünf Prozent ist das Sau-Reservoir derzeit gefüllt – noch.
Seit drei Jahren hat es in der Region kaum geregnet. „Katalonien leidet unter der schlimmsten Dürre seit 100 Jahren“, sagte Pere Aragones, Präsident der Regionalregierung, vergangene Woche. Schätzungen zufolge müsste es 90 Tage durchregnen, um die Pegel wieder auf früheres Niveau anzuheben. Insgesamt sind die katalanischen Reservoirs nur mehr zu 16 Prozent gefüllt.
Die Konsequenz: Am Freitag trat ein Wassernotstand in Kraft, der den zulässigen Verbrauch auf 200 Liter pro Tag begrenzt. Wird die Lage noch schlechter, könnte dieser Wert auf 160 Liter gesenkt werden. Die Privathaushalte, insbesondere jene in der Fünf-Millionen-Metropole Barcelona, trifft das weniger, die Bauern im Umland hingegen dramatisch. Sie müssen die Bewässerung der Felder um 80 Prozent reduzieren; die Industrie in der wirtschaftsstarken Region muss 25 Prozent Wasser einsparen.
So trocken wie seit 1.200 Jahren nicht mehr
Dabei wäre die Situation in der Stadt noch viel schlimmer, würde sie nicht ein Viertel ihres Bedarfs mit wiederaufbereitetem Abwasser und sogar ein Drittel aus Europas größter Meerwasserentsalzungsanlage decken. Gerade letztere lenkt den Blick aber auch auf die dahinterliegenden Probleme. Denn nicht nur ist die zurückbleibende und ins Meer geleitete Sole ein Problem für das empfindliche Ökosystem, Entsalzung ist vor allem auch ein energieintensives Geschäft.
Und der Grund für die anhaltende Dürre, auch so viel ist klar, ist der Klimawandel. Eine Studie bescheinigte der gesamten iberischen Halbinsel im Vorjahr, seit 1.200 Jahren nicht so trocken gewesen zu sein. Üblicherweise fällt der meiste Regen in der Region im Winter, wenn feuchte Tiefdruckgebiete vom Atlantik hereinziehen.
Eindeutige Verbindung
Die werden aber zunehmend von – früher um diese Jahreszeit untypischen – Azorenhochs nach Norden gedrückt, wodurch in Spanien und Portugal der Niederschlag ausbleibt. „Wir konnten diese Zunahme eindeutig den menschengemachten Emissionen zuordnen“, sagte Studienautorin Caroline Ummenhofer vergangenes Jahr zum Guardian. Was bedeutet, dass sich die Situation langfristig nicht bessern dürfte – im Gegenteil.
Das wissen auch die Verantwortlichen und lassen bis Ende des Jahrzehnts zwei weitere Entsalzungsanlagen errichten. Genau das kritisiert aber Lluis Bastero von der Plattform „Aigua és Vida“ (Wasser ist Leben), einem Zusammenschluss verschiedener Umweltorganisationen. „Die Regionalregierung tut viel, um das Wasserangebot zu sichern, aber kaum etwas, um die Nachfrage zu senken“, sagte er zur Zeit. „Dabei ist das Einsparpotenzial enorm.“
Denn während der durchschnittliche Bewohner Barcelonas rund 105 Liter Wasser täglich verbraucht – ein Fünftel weniger als der Durchschnittswiener –, reißt der Tourismus ein Loch in die Bilanz. Vor allem die zahllosen Kreuzfahrtpassagiere verbrauchen ein Vielfaches. Auch, weil die Schiffe hier ihre Tanks füllen, bevor sie sich ins Mittelmeer aufmachen.
Und die Saison beginnt erst im Frühling wieder so richtig. Dann, wenn auch erstmals seit 2008 wieder Tankschiffe mit Trinkwasser im Hafen anlegen könnten. Falls es bis dahin nicht regnet. Am besten 90 Tage lang.
Kommentare