Muss man das als Erstwähler wissen? Auch dann, wenn man – wie diese Schüler – noch nicht einmal geboren war, als Schüssel die Kanzlerschaft verlor?
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls hat der Alumni-Verein des Piaristengymnasiums, die Altpiaristner, befunden, man müsse etwas zur politischen Bildung beitragen. Und deshalb hat man Herrn Hofer in die Josefstadt eingeladen.
Damit er mit den Jung- und Erstwählern diskutiert, ihnen Politik erklärt und sie im besten Fall begeistert. „Demokratie auf dem Prüfstand“, heißt das Motto des Vormittags. Und Hofer wird den jungen Menschen dazu allerhand erzählen.
Business
Er wird erklären, dass der Wahlkampf in den USA allein deshalb ein „Business“ ist, weil dort eine Million (!) Wahlen abgehalten werden – vom Bezirkssheriff über Richter bis zum Präsidenten wird einfach alles gewählt.
Die Schüler werden erfahren, dass es im Wahlkampf nur zwei relevante Emotionen gibt – Hoffnung und Angst. Und dass man – so bitter das auch ist – Angst viel leichter nährt als Hoffnung.
Sind die Schüler politisch interessiert?
„Absolut! Ich halte Politik für wichtig und spannend. Deshalb hab ich mir Teile der TV-Duelle angeschaut“, sagt Lisl aus der 6B zum KURIER. Ihre Klassenkollegin Sophie ergänzt, dass sich junge Menschen bei Fragen zur Ökologie durchaus für Politik begeistern. „Warum auch nicht? Immerhin geht’s um unsere Zukunft.“
Das ist auch bei Hofers Vortrag so: Bei einer Fragerunde ergreift ein Schüler das kurzerhand Wort und hält einen Appell für den Kommunismus. Der Mut wird mit Applaus quittiert – und provoziert einen Mitschüler zur Frage, wann genau der Kommunismus in der Geschichte überhaupt funktioniert habe.
„Man könnte glauben, da stehen Schulsprecherwahlen an“, sagt Hofer und wird am Ende ein paar Bitten los: „Nutzen Sie für politische Inhalte nicht Tiktok, sondern möglichst viele Quellen. Muten Sie sich andere Meinungen zu. Aber vor allem: Bitte gehen Sie wählen!“
Diesbezüglich muss man sich in der Piaristengasse vermutlich keine großen Sorgen machen. Hofer hat das hölzerne Schultor längst hinter sich ins Schloss gezogen, da stehen die Schüler noch immer im Turnsaal und diskutieren. Über den Kommunismus, über die Zuwanderungspolitik und über ein gutes Dutzend anderer Themen, die ihr Leben berühren.
Kommentare