Die Zahl der Zivildiener sinkt, ihr Grundentgelt steigt
Am Anfang standen 344 Männer: Wir schreiben das Jahr 1975. Das Parlament hat jungen Österreichern mit einem Verfassungsgesetz erlaubt, anstatt des Militärdienstes im Bundesheer Zivildienst zu leisten. Und so treten 344 junge Männer nun genau diesen Ersatzdienst an.
Ziemlich genau 50 Jahre später hat fast eine halbe Million junger Österreicher Zivildienst geleistet; und Jahr für Jahr entscheidet sich fast die Hälfte der Wehrpflichtigen dafür. Im Vorjahr waren das 14.630 Männer.
Mittlerweile sinkt die Zahl allerdings wieder, wie die für das Thema zuständige Staatssekretärin Claudia Plakolm am Donnerstag erklärt hat. In den ersten sechs Monaten 2024 betrug das Minus beinahe zehn Prozent.
Die Gründe dafür sind die Demografie – es gibt insgesamt weniger Stellungspflichtige – und auch der Gesundheitszustand der Teenager. Heute ist fast ein Viertel der jungen Österreicher untauglich, sprich: Sie müssen keinen Militärdienst und damit auch keinen Zivildienst leisten.
Die Einsatzgebiete der Zivildiener sind mannigfaltig: Die drei Bereiche mit den meisten Zuweisungen sind das Rettungswesen mit 41,3 Prozent der Zuweisungen, die Sozial- und Behindertenhilfe (24,2 Prozent) und die Altenbetreuung (12,4 Prozent).
Die sogenannte Bedarfsdeckung ist auf fast 90 Prozent gestiegen, sprich: In neun von zehn Fällen bekommen die Institutionen die Zivildiener, die sie beantragen.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn gerade auf Zivildiener angewiesene Organisationen wie der Samariterbund nun zu einer „Attraktivierung“ des Ersatzdienstes aufrufen.
Das Problem dabei: Eine solche hat es in der jüngeren Zeitgeschichte immer wieder gegeben. Die sogenannte Gewissensprüfung, bei der junge Männer vor einer Kommission erklären mussten, warum sie keinen Militärdienst leisten können oder wollen, gibt es seit 1992 nicht mehr. Und auch die Dauer des Zivildienstes wurde verkürzt: von zwölf Monaten Ende der 1990er-Jahre auf heute neun Monate.
Mehr Geld
Und eine nun im Parlament beschlossene Gesetzesänderung hebt das Grundentgelt von 536,10 Euro (2023) auf 585,10 Euro (2024) und ermöglicht Zivildienern, den Dienst zu teilen, einen Papamonat zu nehmen und sich speziell für Sparten wie „Altenbetreuung“ und „Krankenanstalten“ zu melden.
Rein volkswirtschaftlich ist der Zivildienst übrigens ein gutes „Geschäft“ für die Republik: Laut zweier Studien, die positive wie negative Effekte gegenübergestellt haben, bringt der Zivildienst um rund 680 Millionen Euro mehr, als er kostet.
Kommentare