"Wollen Sie uns das Wiener Schnitzel verbieten, Frau Professor?"

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Unsere Lebensmittelproduktion verursacht weltweit eine große Menge an Treibhausgasen. Die BOKU-Professorin Marianne Penker erklärt das Problem.

Der Klimarat der Bürger tagt an diesem Wochenende zum zweiten Mal, diesmal geht es um das Thema Ernährung und Klima. Studien zeigen, dass im Umfeld der Nahrungsmittel rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgase entstehen. Als Wissenschaftlerin ist dazu unter anderem Marianne Penker vom Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Boku Wien geladen, den Bürgern das Thema zu erklären. Der KURIER sprach vorab mit der Forscherin. 

KURIER: Wollen sie uns das Schnitzel verbieten, Frau Professor?

Marianne Penker: (lacht) Ja, das fragen die Journalisten immer gerne. Da gibt es große Befürchtungen in der Gesellschaft und ein noch größeres Tabu in der Politik. In der Tat sind Fleisch und tierische Produkte ein großer Hebel für all jene, die mit ihrer Ernährung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Dabei muss es aber gar nicht um Verzicht gehen, sondern um Synergien von Gesundheits- und Klima-Zielen. Ein maßvoller Fleischgenuss, d.h. der Konsum von weniger dafür qualitativ hochwertigem und damit auch hochpreisigerem Fleisch täte dem Klima und der Gesundheit gut und könnte eine fairer Abgeltung für die wertvolle Arbeit auf den Höfen und Schlachtbetrieben bieten.

Welche Gesundheitsziele?

Der durchschnittliche Österreicher konsumiert  etwa drei Mal so viel Fleisch, wie vom Gesundheitsministerium empfohlen. Eine ungesunde Ernährung führt etwa zu einem erhöhtem Dickdarmkrebsrisiko und Typ-2-Diabetes, zu diversen Herz- und Gefäßkrankheiten. In der EU wird jeder fünfte Todesfall mit einer ungesunder Ernährung oder Übergewicht in Verbindung gebracht. Ein wichtiger Risikofaktor ist der hohe Verzehr von Fleisch. Wenn wir uns gesund ernähren, tun wir also nicht nur uns selbst etwas Gutes, sondern auch dem Klima.

Ziel ist also nicht, dass es 2050 keine Schnitzel mehr gibt?

Nein, überhaupt nicht. Aber vielleicht entschließen sich viele zu einem kleineren Schnitzel mit einem größeren Salat und mehr Gemüse. Das Gesundheitsministerium und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 2-3 Portionen Fleisch- und Wurstware zu 100 bis 150 g pro Woche, auch weil diese uns hochwertige Proteine, Zink, Eisen und B-Vitamine B bereit stellen. Zudem steht uns mit vielfältigen Hülsenfrüchten, Kernen, Samen und Nüssen auch hochwertiges pflanzliches Eiweiß zur Verfügung. Da können Haushalte, Kantinen, Gastronomie und Tourismus vielfältigere Angebote bereitstellen. Ein bunter Teller kann auch Kindern Freude bereiten.

Wie groß ist denn der Treibhausgas-Anstieg aus der Ernährung?

In etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen weltweit werden der Ernährung zugerechnet. Da geht es nicht nur um die Produktion, sondern auch um die Verarbeitung, die Verpackung, den Transport und die Entsorgung. Eine große Klimawirkungen haben zudem Änderungen in der Landnutzung, vor allem in Ländern des globalen Südens, wo Wälder für die Futtermittelproduktion und Tierhaltung abgeholzt werden. Fairerweise möchte ich an dieser Stelle ergänzen, dass auch die österreichischen Urwälder für die Landnutzung weichen mussten. Dadurch wurde ebenso Kohlenstoff freigesetzt. Mit welcher Legitimation können wir also Menschen in anderen Ländern eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen durch Änderung ihrer Landnutzung verwehren? Es stellt sich daher wohl die Frage, ob wir ihnen attraktive alternative Entwicklungsoptionen eröffnen könnten.

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