Wie die 100 Klimaräte ausgesucht wurden

Wie die 100 Klimaräte ausgesucht wurden
Statistik Austria schrieb 2500 zufällig ausgewählte Österreicher an. Aber wie kamen sie auf genau diese einhundert?

Helmut S. liebt Langlauf, ist Gemeinderat in Niederösterreich und arbeitet bei den Bundesbahnen. Anne H. mag Backen, Kochen und Freunde treffen und geht in Wien zur Schule. Gerhard E. aus Wörthern ist pensionierter Schlossermeister, er restauriert gerne Antiquitäten und reist gerne. Ingrid S. kommt aus Telfs in Tirol, liebt die Natur, Radfahren und Fotografieren und arbeitet als Verkäuferin. Martin R. aus Bregenz ist Techniker, ein leidenschaftlicher Konzertgänger und Wanderer. Caglar P. aus St. Gilgen schreibt gerne Gedichte, Heinz-Werner S. aus Lafnitz in der Steiermark ist Techniker – und ein Bücherwurm.

Sieben von einhundert Österreichern, die als Bürgerräte nun Geschichte schreiben, beim ersten Klimarat im Auftrag des Klimaministeriums. Start war am Wochenende 15./16. Jänner 2022 in Wien. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ihre Alltagserfahrungen und Ideen einbringen und gemeinsam Maßnahmen vorschlagen, um Österreich klimafreundlicher zu gestalten. Ein professionelles Moderationsteam und 15 ausgezeichnete Forscher aus allen Disziplinen –von den Klimatologen bis zu Volkswirten -  begleiten sie dabei. Die Ergebnisse werden anschließend der österreichischen Bundesregierung übergeben.

Der Klimarat soll die gesamte Bevölkerung Österreichs ausgewogen repräsentieren. Da es nicht möglich ist, dass wirklich alle Bürgerinnen und Bürger am Klimarat teilnehmen, wurde von der Statistik Austria eine Zufallsstichprobe aus dem Zentralen Melderegister gezogen. Diese zufällig ausgewählten Personen erhielten einen Informationsbrief und damit die Möglichkeit, sich für den Klimarat zu registrieren. Aus allen registrierten Personen wurden schließlich 100 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer sowie rund 20 Reservepersonen tatsächlich für den Klimarat ausgewählt.

„Wir haben den Auftrag vom Klimaschutzministerium bekommen, eine Auswahl zu treffen, die möglichst gut die Gesellschaft repräsentieren“, erzählt Dozent Josef Kytir, Direktor der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria. „Auch wenn das kein zu einhundert Prozent einlösbarer Anspruch ist“, sagt er gleich dazu und erklärt anhand eines Beispiels: „Es gibt etwa 50.000 Menschen, die auf ihren Rollstuhl angewiesen sind. Sollten unter den einhundert Klimaräten ein Rollstuhlfahrer sein, ist das Zufall, eigentlich wären Rollstuhlfahrer damit überrepräsentiert.“

Die Statistik habe rund 2500 zufällig ausgewählte Bürger kontaktiert und gebeten, sie mögen einen kurzen Fragebogen ausfüllen, wenn sie Interesse haben, beim Klimarat der Bürger mitzumachen. Vorgabe war nur, dass die Auswahl eben repräsentativ war und nicht lauter aktive Klimaschützer dabei sind. Das wurde beim Fragebogen geprüft, die Zahl sollte nicht höher sein als es andere Umfragen für Österreich zeigten. Wahlverhalten oder Parteipräferenz wurde nicht abgefragt.

Aus allen, die sich dann grundsätzlich bereit erklärten, mitzumachen, habe man dann das Panel gewichtet, nach Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus, regionale Verteilung und Einkommen.

„Wobei es leichter war, Akademiker aus Städten zu bekommen, als Ältere vom Land mit nur Pflichtschulabschluss“, erklärt der Statistik-Experte. Schließlich blieben 120 Personen – 20 davon sind Ersatzmitglieder, falls ein Bürger aus welchen Gründen auch immer nicht mehr kommt.

Klar sei, dass Menschen, die das Thema Klimaschutz und Klimawandel gar nicht interessiert, sich kaum melden würden, sagt Kytir.

Statistisch wären das konkret 21 Wiener, 19 Niederösterreicher, 17 Oberösterreicher, 14 Steirer, neun Tiroler, je sechs Kärntner und Salzburger, vier Vorarlberger und drei Burgenländer, die jeweils zu einem Drittel in Städten, am Land oder dazwischen leben.

„Ich bin nicht unzufrieden über die Auswahl, sagt Direktor Kytir. „Wir haben uns jedenfalls sehr bemüht, die richtige Verteilung zu finden und ein möglichst gutes Abbild unserer Bevölkerung zu nominieren. Aber ob diese Bürger auch ein gutes Ergebnis liefern, dafür kann ich keine Verantwortung übernehmen.“

Der Klimarat tagt als nächstes am Wochenende 26./27. Februar in Salzburg, weitere Termine sind:

26./27. März in Wien

23./24. April in Salzburg

14./15. Mai in Wien und

11./12. Juni - wahrscheinlich in Salzburg.

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