WKO fordert Wasserstoff-Offensive: "Alleiniges Setzen auf E-Autos fatal"

WKO fordert Wasserstoff-Offensive: "Alleiniges Setzen auf E-Autos fatal"
Ohne synthetische Kraftstoffe werde Österreich seine Klimaziele nicht erreichen, warnt die Wirtschaftskammer.

Die Wirtschaftskammer (WKO) bezweifelt, dass Österreich seinen Verkehr bis 2040 vollständige elektrifizieren und damit klimaneutral werden kann. Vor allem im Winter könne Österreich seinen Strombedarf nicht aus der weitestgehend erneuerbaren Eigenproduktion decken. "Für eine sichere Versorgung ist es daher notwendig, Energie in ausreichenden Mengen längerfristig zu speichern und flexibel nutzbar zu machen. Hier führ unserer Meinung nach kein Weg an klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen vorbei", sagt Sonja Starnberger, vom Energieinstitut der Wirtschaft, die im Auftrag der WKO eine Studie zur Energiewende durchgeführt hat, die am Montag präsentiert wurde.

Konkret geht es um Wasserstoff, respektive E-Fuels: Wasserstoff ist das leichteste chemische Element und ein gasförmiger Energieträger. Er kann aus Wasser (H2O) hergestellt werden. Dabei wird das H2 vom Sauerstoff (O) getrennt. Dabei gilt der grüne Wasserstoff, der mittels Ökostrom-betriebener Elektrolyse gewonnen wird, als Hoffnungsträger. Aus Kohlendioxid und Wasser können sogenannte E-Fuels - flüssige oder gasförmige Energieträger - hergestellt werden.

Die WKO plädiert für eine E-Fuel-Strategie mit internationalen Partnerschaften. Da der Wasserstoffbedarf nur geringfügig aus heimischer Produktion gedeckt werden könne, brauche es Importe. "Wir werden auf Wasserstoff- oder E-Fuels-Importe in Zukunft angewiesen sein", sagte Jürgen Streitner, Leiter der Energiepolitik-Abteilung der WKO. Eine Importstruktur könnte man etwa mit Italien oder Nordafrika aufbauen, so Streitner.

EU "soll anpacken"

Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich, forderte eine "sachliche Debatte". "Wir glauben, dass es nichts bringt, allzu lang zu zödern, zu zaudern und zu hinterfragen", so Schwarzer. Jedes Jahr, in dem man ausschließlich über den Nutzen von E-Fuels diskutiere, sei vor dem Hintergrund der Klimakrise "ein verlorenes Jahr". Bei Impfstoffen oder Erdgas überlege die EU einen gemeinsamen Einkauf, beim Wasserstoff nicht. Er vermisse "Anpacken" von Seiten der EU, so Schwarzer.

"Für den Klimaschutz ist das alleinige Setzen auf Batterie-Fahrzeuge fatal, weil das viel zu lange dauert", sagte Schwarzer. Weltweit seien bald 1,5 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor unterwegs. Schwarzer: "Wer darauf wartet, bis alle elektrisch fahren, hat den Ernst der Lage verkannt. Wenn wir die Klimawende rechtzeitig schaffen wollen, muss die Politik attraktive Rahmenbedingungen für innovative Technologie und praxisorientierte Lösungsansätze schaffen." Sonst werde Europa den Anschluss verpassen.

Kritikpunkte

Kritik an den E-Fuels gibt es etwa deshalb, weil ein Teil der Tankstellen-Infrastruktur umgebaut werden müsste.

Starnberger widerspricht: "Die bestehende Infrastruktur – von Pipeline, über Tanklager bis hin zu den Tankstellen – kann ohne zusätzliche Umbaukosten weiterverwendet werden."

Eine Studie der "Transport and Environment" hat zudem die Emissionen eines kompletten Lebenszyklus von Autos berechnet, die im Jahr 2030 gekauft werden - inklusive Herstellung und Betrieb. Das Ergebnis: Ein Fahrzeug, das mit einer Mischung aus E-Fuels und Benzin angetrieben wird, würde seine Emissionen im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen nur um fünf Prozent reduzieren.

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