Österreich im Wirtschaftsabschwung, aber Budget nicht in Gefahr

Finanzminister Hartwig Löger (re.), Staatssekretär Hubert Fuchs
Heuer ein Prozentpunkt weniger Wachstum als 2018, aber Stabilisierung ab zweitem Halbjahr. Steuerreform sollte sich ausgehen.

Nach der Hochkonjunktur in den Jahren 2016 bis 2018 kühlt sich das Wirtschaftswachstum heuer merklich ab. Statt 2,7 Prozent dürfte Österreichs Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2018 nur noch um 1,7 Prozent wachsen. Das prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Das Institut für Höhere Studien (IHS) geht gar nur von 1,5 Prozent aus.

Jedoch: Dass der Abschwung lange anhält, gilt nach Meinung des Wifo als „wenig wahrscheinlich“, wenngleich aber möglich. Eine Senkung der Abgabenbelastung würde jedenfalls die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs stärken.

Der ungeregelte Brexit, das Wiederaufflammen des EU-US-Handelskonflikts, die Entwicklung in Italien: Besonders belastend auf die Konjunktur wirkt die Flaute im Welthandel, vor allem die Zuwächse im Außenhandel brechen heuer stark ein.

Hier haben sowohl Wifo als auch IHS ihre Vorhersagen am stärksten zurückgenommen - bei den Exporten wie den Importen. Das Wachstum der heimischen Warenexporte dürfte sich von 5,1 auf 2,5 bzw. 3,5 Prozent abschwächen. Den Leistungsbilanzüberschuss sieht das Wifo von 2,0 Prozent 2018 auf heuer 1,9 und dann 1,8 Prozent schrumpfen.

Wifo/IHS-Konjunkturprognose

Die gute Nachricht

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Ab der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die Konjunktur aufgrund des gut laufenden Privatkonsums wieder stabilisieren. Für 2020 erwartet das WIFO daher wieder ein Wachstum um 1,8 Prozent.

Daher ist auch der Budgetpfad der Bundesregierung nicht in Gefahr. WIFO-Chef Christoph Badelt erwartet einen Überschuss der öffentlichen Haushalte ab 2019. Die Einführung des Familienbonus verringert das Steueraufkommen 2019 um 600 Millionen Euro und 2020 um 1,24 Milliarden. Die Prognose berücksichtigt auch die Senkung der Beiträge zur Unfallversicherung ab 2019 (100 Millionen) und die Reduktion der Umsatzsteuer auf Übernachtungen von 13 auf zehn Prozent (120 Millionen).

Diese drei Maßnahmen - vor allem natürlich der Familienbonus als erster Schritt der geplanten großen Steuerreform - stützen den Privatkonsum.

Zum Vergleich: In Deutschland wird heuer nur ein Wachstum um ein Prozent erwartet. Deutschland kommt im Handelskonflikt zwischen den USA und China wesentlich stärker zum Handkuss, insbesondere die Autoindustrie. Österreichs Zulieferindustrie kann sich davon relativ gut abgrenzen.

Arbeitslosigkeit sinkt nicht mehr

Positive Signale sendet vorerst noch der heimische Arbeitsmarkt aus: Hier dürfte sich 2019 die Entspannung fortsetzen. Wifo wie IHS sehen die Arbeitslosigkeit zurückgehen, 2020 jedoch in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Das Beschäftigungsplus reicht dann nicht mehr aus, um für sinkende Arbeitslosigkeit zu sorgen. Den Wendepunkt sieht das IHS schon Mitte 2019, das Wifo ein Jahr später erreicht. Laut Wifo-Chef Badelt rechnet sein Institut 2020 bereits mit geringfügig - ungefähr 2000 - mehr arbeitslosen Personen.

Für heuer erwartet das Wifo noch einen Rückgang der nationalen Arbeitslosenquote von 7,7 auf 7,3 Prozent. Das IHS ist nicht so optimistisch und sieht für 2019/20 je 7,5 Prozent, sogar etwas mehr als im Dezember gedacht.

Positiv für die Verbraucher ist der Rückgang der Inflation in den letzten Monaten - wegen der gesunkenen Ölpreise. Nach 2,0 Prozent 2018 sieht das Wifo heuer und nächstes Jahr nur 1,7/1,8 Prozent Teuerung, das IHS 1,8/1,9 Prozent.

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