"Wir sind wütend": SP-interner Aufstand in Ludwigs Heimatbezirk
Die Gräben in der SPÖ sind offenbar so tief, dass die Funktionäre nicht mehr miteinander reden, sondern sich mit Schreiben Gehör verschaffen. Vor kurzem sorgte eine anonym verschickte Analyse für Aufsehen, in der genau beschrieben war, wie die Fehden zwischen Häupl-Gefolgschaft und Faymann-Clan die SPÖ über Jahrzehnte lähmten und lähmen.
Am Montag verbreitete sich ein weiteres Schreiben, diesmal nicht anonym, sondern gezeichnet von der Sektion 20 im 21. Bezirk. Es ist der Heimatbezirk von Bürgermeister Michael Ludwig. Auch dieses Schreiben hat es in sich. Dem KURIER liegt es vor. Es lautet:
"Wir sind wütend. Wir sind zornig. Wir schreiben keine Aufsätze mehr, weil Ihr unsere Texte viel zu oft als lächerlich diffamiertet. Wir schreiben für die Bezirkskonferenz keine Anträge mehr, weil Ihr uns zu oft ein ,Begräbnis 1. Klasse' beschertet. Wir ersuchen den Bundesparteivorstand, die Basis wieder ernst zu nehmen. Wir kritisieren, dass Betonschädel die Resultate von Mitgliederbefragungen und Abstimmungen permanent abdrehen. Wir verlangen das offene, ehrliche Wort. Wir wollen die Vergabe von Mandaten und bezahlten Parteifunktionen nach Leistungskriterien anstelle von Freunderlwirtschaft. Wir wollen wieder Genossen in der Parteiverantwortung sehen, die etwas für die Menschen und nicht für Ämterkumulation und Mehrfachbezug übrig haben. Wir brauchen keine Karrieristen. Wir brauchen keine Opportunisten." ...Weiter im Text: "Wir schämen uns für eine Bundesparteivorsitzende, die kein einziges Alleinstellungsmerkmal unserer Partei nennen kann, die zusammen mit dem Bundesgeschäftsführer ,Humanressourcen' in der Parteizentrale per eMail ,freisetzt', und die keine Mandatsabgabe bezahlte. Wir wünschen uns eine Bundesparteivorsitzende mit Anstand, Würde und Charakter."
Die Gruppe, die diese Resolution verfasste, bekennt sich zu Max Lercher, dem früheren SPÖ-Bundesgeschäftsführer. Sie fordert eine Entschuldigung der Partei bei ihm wegen der "Leykam-Sauerei" und verlangt eine "interne Aufarbeitung der Ära Faymann".
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