Stadtrat Hacker ist gegen Lockerungen: "Zu früh für Entwarnung"
Tagelang herrschte Chaos bei den Corona-Daten. Von Mittwoch bis Samstag gab es keine aktuellen Infektionszahlen. Darüber hat sich Wiens Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) nun in einem Brief an Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein beschwert (mehr dazu hier).
Das Chaos ist wegen der extrem hohen Zahl an Neuinfektionen mit der Omikron-Variante passiert. Auch beim Contact Tracing kommen die Länder nicht mehr nach (mehr dazu hier).
Gleichzeitig werden die Rufe nach Lockerungen lauter: Vertreter von Wirtschaft und Handel sowie Vertreter von Neos und SPÖ fordern ein Ende des Lockdowns für Ungeimpfte.
Wiens Stadtrat Hacker (SPÖ) ist lieber auf der vorsichtigen Seite: In der "ZiB2" verteidigt die aktuellen Maßnahmen. Der Lockdown für Ungeimpfte sei keine "Strafaktion", sondern eine Schutzmaßnahme, die es gebraucht hat, um das Infektionsgeschehen in sensiblen Bereichen wie Gastronomie und Veranstaltungen einzudämmen. "Und das gilt nach wie vor."
"Höhepunkt in ein, zwei Wochen"
Die Zahl der Neuinfektionen ist auch heute wieder auf einem Höchststand. "Und wir wissen, dass es in den nächsten ein bis zwei Wochen noch steigen wird." Mit dem Höhepunkt rechne man Ende Jänner oder Anfang Februar.
Aber was sagt der Blick auf die Neuinfektionen überhaupt noch aus? Die Omikron-Variante führt ja, wie man inzwischen weiß, zu weniger schweren Verläufen, also zu weniger Hospitalisierungen.
Das sieht auch Hacker. Die Spitäler seien derzeit zwar unter der Belastungsgrenze, das könne sich aber rasch ändern, wenn die Infektionszahlen weiter so heftig steigen. "Es ist mir im Augenblick noch zu früh, um Entwarnung zu geben", sagt er deshalb. Aber: "Wenn die tatsächliche Entwicklung so bleibt, wie sie optimistisch erwartet wird, und es weniger Belastung für die Spitäler gibt, ist es überhaupt keine Frage, dass die Maßnahmen sehr rasch gelockert werden können - und auch müssen."
"Beitrag zum emotionalen Befinden"
An der Teststrategie der Stadt Wien, die zuletzt von Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl kritisiert wurde (mehr dazu hier), hält der Wiener Gesundheitsstadtrat aber weiter fest: Wien macht pro Woche rund zwei Millionen PCR-Test über die Aktion "Alles gurgelt", das kostet pro Woche zehn Millionen Euro. Puchhammer-Stöckl sagte, man solle sich beim Testen eher auf die vulnerablen Gruppen konzentrieren - das "kreuz und quer" testen vermittle eine falsche Sicherheit. Schon am nächsten Tag könnte man infiziert sein.
Hacker bleibt dabei - und nennt drei Gründe: Erstens gehe es darum, mehr Erkenntnisse über die Situation zu gewinnen. Er erinnert daran, dass Wien als erstes Bundesland die neue Omikron-Variante entdeckt habe. Der zweite Vorteil dieser "Testkultur" sei, dass frühzeitig interveniert werden könne, um Infektionsketten zu durchbrechen.
Und der dritte Grund: "Wenn am Tag 100.000 Menschen testen und 2.000 positiv sind, dann können 98.000 Menschen am Abend erleichtert sein. In einer Zeit, in der eh schon alle die Neven wegschmeißen, sich fürchten und nervös sind, ist das ein wertvoller Beitrag zum emotionalen Befinden der Bevölkerung", sagt Hacker.
Ein Beitrag, den der Bund finanziert. Hacker weist allerdings darauf hin, dass das Testen eine "bundesweite Strategie ist" - Wien sei in der Lage, sie umzusetzen, andere Länder haben damit ihre Schwierigkeiten.
"Impfzahlen sind nicht präzise"
Nach dem Datenchaos bei den Infektionszahlen ortet Hacker übrigens auch bei den Impfungen, die in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) eingetragen sind, Unschärfen: Die Tatsache, dass Wien eine niedrigere Impfquote hat als im Bundesschnitt führt er darauf zurück, dass viele Booster nicht korrekt vermerkt seien - beispielsweise bei Personen, die mit Johnson&Johnson geimpft sind, oder Genesene, die sich zusätzlich haben boostern lassen. "Zehntausende" würden fehlen.
"Es wird gerade bei ELGA mit Hochdruck an der Überarbeitung der Zahlen gearbeitet", sagt Hacker. "Die Zahlen sind nicht präzise."
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