„Ich hab heute (gemeint ist der 22. Jänner, Anm.) den mit Abstand schlechtesten aktuellen Überblick über die Situation in der Bundeshauptstadt seit Beginn der Pandemie. Es ist unglaublich“, empört sich Hacker in dem Schreiben und spricht von einem Sicherheitsrisiko. Und weiter: „Diese wiederholte und über längeren Zeitraum hinweg schwere Instabilität des Datenaustauschs (…) schadet (…) der Glaubwürdigkeit unserer gemeinsamen Bemühungen in der Eindämmung von Covid-19 und befeuert Skepsis und Unmut in der Bevölkerung.“
Doch was genau steckt hinter dem Konflikt? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum reagierte Hacker derart scharf?
Seit Tagen ist es aufgrund technischer Probleme beim Epidemiologischen Meldesystem (EMS) des Bundes nicht mehr möglich, die täglichen Infektionszahlen korrekt darzustellen. Dem Vernehmen nach geht man bei der Ages davon aus, dass die Schwierigkeiten wohl erst am Dienstag behoben sein werden. Dennoch gab das Ministerium am Freitagnachmittag via Aussendung bekannt: „Das Epidemiologische Meldesystem (EMS) ist voll funktionsfähig, alle Labormeldungen und Abrufe können uneingeschränkt stattfinden.“ Ein Statement, das angesichts der noch vorhandenen Pannen Hacker in Rage versetzt haben soll. Deshalb die scharfe Reaktion.
Worin genau liegen die Probleme?
Die beim EMS eingemeldeten Daten müssen in Hinblick auf Doppelmeldungen, Falscheingaben und ähnliche Störfaktoren bereinigt werden. Typisches Beispiel sind etwa Fälle von Personen, die in einem anderen Bundesland getestet wurden als in jenem, in welchem sie hauptgemeldet sind. Ein Problem, das vor allem Pendler nach Wien betrifft. Aufgrund der hohen Fallzahl komme es bei diesem Prozess zu Verzögerungen, heißt es im Ministerium. Die Folge ist, dass keine korrekten Fallzahlen für die einzelnen Bundesländer vorhanden sind.
Was sind die konkreten Auswirkungen?
Wenn die Fallzahlen nicht stimmen, können auch keine richtigen Prognosen erstellt werden, wann zum Beispiel der Höhepunkt der aktuellen Omikron-Welle ansteht. Dies erschwert den Ländern die Planung der Spitalskapazitäten, die sie bereitstellen müssen. Erschwert wird weiters das länderübergreifende Contact-Tracing. Zudem kann auch passieren, dass Genesungszertifikate verspätet ausgestellt werden, weil der zuständigen Landesbehörde die nötige Information nicht übermittelt wurde. Ähnliches gilt für Quarantänebescheide.
Warum gibt es dann in den anderen Bundesländern keinen Aufschrei?
Das ist nicht restlos zu klären. Eine Rolle dürfte spielen, dass Wien aufgrund seiner Einwohnerzahl von den Problemen absolut gesehen am stärksten betroffen ist. Das zeigt ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, wo an einem Tag laut EMS in Wien rund 10.800 Neuinfektionen vorlagen. Tatsächlich waren es aber nur 9.000.
Wie regiert das Gesundheitsministerium auf Hackers Brief?
Montagabend wurde die Reaktion Wolfgang Mücksteins bekannt. Er antwortete dem „lieben Peter“ und "geschätzten Stadtrat", dass die Probleme mit der schieren Menge an Fällen zu tun habe: Sein Ressort arbeite "mit Hochdruck" daran, die akut auftretende Herausforderung so schnell es geht zu bewältigen, ohne dass die Datenqualität Schaden nehme.
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