Polarisierung Rot - Blau spitzt sich im Finale zu

Wien wählt nächste Woche
Wien-Wahl: SPÖ verliert, FPÖ legt zu. Zweikampf geht vor allem zulasten der kleineren Parteien.

Wird die SPÖ stark zugunsten der FPÖ verlieren? Werden die Blauen gar Erste? Wird die Auseinandersetzung zwischen Michael Häupl und Heinz-Christian Strache zulasten der Grünen gehen? Wird die ÖVP einstellig? Und werden die Neos die Fünf-Prozent-Hürde in den 100-köpfigen Gemeinderat nehmen? Eine OGM-Umfrage für den KURIER zeigt, wie es eine Woche vor der Wahl in der Bundeshauptstadt steht.

Die SPÖ büßt zwar im Vergleich zum Jahr 2010 Stimmen ein, sie bleibt aber auf dem ersten Platz. Die FPÖ legt zwar zu – rangiert mit vier bis fünf Prozentpunkten aber hinter den Roten. Die Grünen, erneut mit der jetzigen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou an der Spitze, stagnieren; dass die ÖVP von Manfred Juraczka einstellig wird, ist wahrscheinlich – das schlechteste Ergebnis in ihrer Stadtgeschichte. Die Pinken von Beate Meinl-Reisinger dürften erstmals in das Wiener Rathaus einziehen. Rote und Grüne haben angesichts dieser Daten wieder eine Mandatsmehrheit.

"Die Ausgangslage war für Michael Häupl sehr schwierig. Auch wenn er es etwa mit dem Thema Wohnen versucht hat – es gab nichts, das die SPÖ im Wahlkampf ausspielen konnte, weil alles von der Flüchtlingscausa überlagert ist", analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Mit dem Slogan "Mehr Herz für Flüchtlinge" hätte Häupl nicht mobilisieren können. Und so habe er sich für eine Taktik entschieden, mit der das eher möglich sei, sagt Bachmayer: vor einem Bürgermeister Strache zu warnen. Eine Mehrheit wolle das nämlich nicht. "Diese versucht Häupl hinter sich zu scharen." Der Fokus auf den "High Noon zwischen Häupl und Strache überschattet die anderen Parteien, die Kleineren leiden darunter. Die Grünen wird das Zuwachs kosten." In der Tat sind sie besorgt, dass bisherige Sympathisanten zu den Roten wechseln – nicht aus Überzeugung, sondern weil sie glauben, dass nur Häupl ein FPÖ-Regiment verhindern kann.

Treu sind den Sozialdemokraten nach wie vor ältere Menschen. "Wenn die SPÖ mit einem blauen Auge davonkommt, dann nur wegen der Pensionisten. Von denen will fast die Hälfte Häupl wählen", sagt Bachmayer. Strache erreicht bei Menschen über 50 weniger als 30 Prozent.

Polarisierung Rot - Blau spitzt sich im Finale zu

Im Fokus

Könnte der Bürgermeister direkt gewählt werden, brächte es Strache auf 22 Prozent. Für Häupl würden 39 Prozent votieren. Die Grüne Vassilakou hätten nur fünf Prozent der Bürger gern als Oberregentin; ein schwacher Wert angesichts dessen, dass sie Vizebürgermeisterin ist. Manfred Juraczka, Mann der Vizekanzlerpartei im Bund, wäre nur für drei Prozent der Wiener der beste Stadtchef. Neos-Frau Meinl-Reisinger kommt auf zwei Prozent Zuspruch. "Die stark wirkende Zustimmung zu Häupl kommt auch von Wählern der kleineren Parteien, die Strache verhindern wollen. Der Fokus liegt fast nur auf ihm und Strache", erläutert Bachmayer.

Kann sich in den paar Tagen bis zur Wahl Wesentliches ändern? "Häupls Strategie dürfte greifen – und der erste Platz scheint sicher. Gewisse Ereignisse, etwa dass Deutschland die Grenzen für Flüchtlinge dichtmacht, könnten das Wahlverhalten noch beeinflussen", urteilt der OGM-Chef. Zu erwarten ist, dass diesmal mehr Wiener die Stimme abgeben als vor fünf Jahren. Bachmayer: "Wegen der Emotionalisierung dürfte die Wahlbeteiligung steigen." 2010 wählten 67,6 Prozent, kommenden Sonntag werden das wohl zumindest 70 Prozent der 1,3 Millionen Berechtigten tun.

Polarisierung Rot - Blau spitzt sich im Finale zu

36 Prozent für die ÖVP, 18 für die SPÖ und 30 für die Freiheitlichen: Das Wahlergebnis am vergangenen Sonntag in Oberösterreich war für die Regierungsparteien nicht nur eine massive Niederlage; es war zudem seit längerem absehbar: Bereits eine Woche zuvor hatte der KURIER eine OGM-Umfrage im Blatt, die de facto genau dieses Ergebnis vorhersagte: 36-37 % für die ÖVP, 17-18 für die SPÖ und 31-32 für die Freiheitliche.

Bemerkenswert ist im Hinblick auf die Zuwächse der Freiheitlichen vor allem eines, nämlich: Im Unterschied zu früheren Jahren, in denen die Meinungsforscher den FPÖ-Wert vielfach hochrechnen mussten, weil sich befragte FPÖ-Wähler in den (Telefon-)Interviews seltener deklarierten als andere, ist dieser Aspekt mittlerweile weggefallen. Unwissenschaftlich gesprochen heißt das: Die Angaben der FPÖ-Wähler können 1:1 in die Rechnung der Sonntagsfrage übernommen werden.

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