Wien: Häupl formt neues Team

Wien: Häupl formt neues Team
Auch Finanzressort vor Umbau – kommt Wien Holding-Chef Hanke statt Brauner?

Michael Häupl tat überrascht. "Ich habe auch erst vor einer halben Stunde davon erfahren", sagte Wiens Bürgermeister zum Rücktritt seines langjährigen Freundes Erwin Pröll. Der niederösterreichische Landeshauptmann habe ihn nicht vorab informiert, obwohl die beiden noch am Montag gemeinsam beim steirischen Landeschef Hermann Schützenhöfer zu Gast waren, erklärte Häupl. Er wolle es Erwin Pröll aber nicht gleichtun, richtete Häupl sogleich seinen Kritikern aus.

Denn natürlich wird der Pröll-Rücktritt auch die Nachfolgediskussion in Wien weiter befeuern. Immerhin ist Häupl der einzige langjährige Landeshauptmann, der seine Nachfolge noch nicht geregelt hat. Gemeinderat Christian Deutsch hatte Häupl noch am Dienstagmorgen wieder einmal zum Rücktritt aufgefordert. Über ihn wollte Häupl nicht viele Worte verlieren. Nur eines: "Er soll den Ratschlag, den er mir erteilt hat, selbst befolgen und es Pröll gleichtun." Auch SP-Parteimanagerin Sybille Straubinger griff Deutsch erstmals direkt an. Deutsch habe null Einfluss in der Partei: "Wir haben gewählte Gremien. Die entscheiden – und nicht der Herr Deutsch."

Rote Machtbasis

Häupl mag derzeit unter Druck sein, doch könnte er mit dem Verweis auf die drohenden Nationalratswahlen noch einmal die Partei hinter sich vereinen. "Es gibt keinen anderen, der die Partei führen und Wahlen gewinnen kann", sagt eine rote Spitzenfunktionärin zum KURIER. So denke auch die Mehrheit der Partei.

Häupl bekräftigte am Dienstag, dass er beim Landesparteitag im April wieder zur Wahl als Parteichef antritt. Bis zu den Nationalratswahlen scheint Häupl bleiben zu wollen. Für seine Nachfolge sind inzwischen nur noch zwei Namen im Gespräch: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Umweltstadträtin Ulli Sima.

Ludwig hat den Nachteil, ein "Flügel-Exponent" zu sein und daher wenig Integrationskraft zu besitzen.

Sima gehört zwar keiner der streitenden Partien an, ist aber keine klassische Parteipolitikerin mit Machtbasis. Kolportiert wird eine Kombi-Lösung: Sima Bürgermeisterin, Ludwig Parteichef. Doch so weit ist es noch nicht.

Hacker ante portas

Nahziel ist vorerst die Neuaufstellung der Stadtregierung. Und da soll es eine erste Entscheidung geben. Der Gesundheitsstadtrat sei fix, sagte Häupl: "Ich habe bereits mit ihm gesprochen, er hat zugesagt." Namen wollte Häupl naturgemäß keine verraten, laut KURIER-Recherchen soll aber Peter Hacker, derzeit Chef des Fonds Soziales Wien, zugesagt haben. Hacker machte sich im Vorjahr als Flüchtlingskoordinator einen Namen – und gilt als bestens vernetzter Organisator. "Wenn ein Regierungsmitglied Managementqualitäten hat, ist das mit Sicherheit kein Schaden", sagt Häupl angesprochen auf die nötigen Fähigkeiten des neuen Stadtrats. Auf den neuen Gesundheitsstadtrat warten große Herausforderungen. Neben dem Krankenhaus Nord und der Mindestsicherung ist vor allem die Ausgliederung der Gemeindespitäler aus dem Magistrat eine Herkulesaufgabe. Eine Studie dazu liege bereits vor, bestätigte Häupl am Dienstag.

Ob auch die Ressorts gänzlich neu aufgeschnürt und neu verteilt werden, ließ Häupl aber offen. "Ich muss die Arbeit gerecht aufteilen. Änderungen sind auch personenabhängig."

Eine Person fehlte zuletzt: Finanzstadträtin Renate Brauner urlaubt noch bis Mittwoch auf Kuba. Man habe aber miteinander telefoniert, sagt Häupl. Dass sie sich in der so heiklen Phase so lange Urlaub nimmt, wollte er nicht kommentieren: "Das muss man sie selbst fragen."

Hanke im Gespräch

Renate Brauner könnte dem Vernehmen nach einfache Gemeinderätin werden. Kolportiert wird weiters, dass Brauner für eine nicht näher genannte Organisation international tätig werden wird. Brauner spricht perfekt Englisch und Spanisch.

Brauner ist seit Langem Häupls rechte Hand und schupfte ihm all die Jahre den Betrieb. Daher ist es naheliegend, dass Häupl wieder einen Vertrauten in die Position des Finanzstadtrats bestellt.

In dem Zusammenhang fällt der Name Peter Hanke. Er ist einer der beiden Vorstände der Wien Holding. Hanke gilt als Häupl-Vertrauter und hat als ehemaliger Betriebsrat der Wien Holding auch eine gute Gesprächsbasis zur Gewerkschaft. In Wiener SPÖ-Kreisen wird kolportiert, dass sich Hanke dagegen wehre, in die Politik zu wechseln, dass Häupl aber "auf ihm draufkniet".

Hanke bringt noch einen Vorteil mit: Er wohnt im 22. Bezirk, der Donaustadt. Häupl könnte sagen, dass er das wichtigste Ressort der Stadt, die Finanzen, mit einem Mann aus einem Flächenbezirk besetzt hat. Die Flächenbezirke sind jene, die gegen die Frauenriege im Rathaus rebellieren. Allerdings würden dann zwei Männer zwei Frauen ersetzen, für viele in der Partei problematisch.

All diese Fragen sollen spätestens am Freitag bei der Vorstandstagung geklärt werden. Erster Punkt der Tagesordnung: Personal.

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