Wieder isoliert: "Enklave" Kleinwalsertal wünscht sich freie Fahrt

Wieder isoliert: "Enklave" Kleinwalsertal wünscht sich freie Fahrt
Seit Vorarlberg von Deutschland als Corona-Risikogebiet eingestuft wurde, steht das Kleinwalsertal vor ähnlichen Problemen wie im Frühjahr.

Ein Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz löste Mitte Mai großen Wirbel um das Kleinwalsertal in Vorarlberg aus. Das 5.000 Einwohner zählende Tal war zuvor wochenlang de facto von der Außenwelt abgeschnitten. Auf dem Straßenweg ist es nur von Deutschland erreichbar, über die bayrische Nachbargemeinde Oberstdorf. Das Kleinwalsertal gilt als "Enklave" des deutschen Allgäu. Vom Vorarlberger Straßennetz sind die Bewohner abgeschnitten - und die Grenzen waren im Corona-Frühjahr geschlossen.

Dementsprechend euphorisch war die Stimmung unter den Anrainern, als eines Tages Bundeskanzler und Medienvertreter auftauchten. Es bildeten sich Menschentrauben, nur wenige Besucher trugen Maske, Österreich-Fahnen wurden geschwenkt. Alles in allem: ein PR-Desaster für Kanzler und Tal.

Mehr Anbindung an den Allgäu

Während dieser Vorfall bis zu einem gewissen Punkt in Vergessenheit geraten ist, sucht das Kleinwalsertal nun wiederum die Öffentlichkeit. Vor einer Woche hat das Robert-Koch-Institut Vorarlberg zum Corona-Risikogebiet erklärt. Damit gelten neuerdings Einreisebeschränkungen und wieder einmal sind die Tal-Bewohner de facto von der Außenwelt abgeschnitten. Und das, obwohl es unter den "Walsern" offiziell keinen einzigen Corona-Fall gibt.

Die Gemeinde Mittelberg/Kleinwalsertal, das Land Vorarlberg, Oberstdorf und der Landkreis Oberallgäu haben deshalb die "Plattform Kleinwalsertal" gegründet. Sie soll "Kommunikation und Kooperation insbesondere in Zeiten von Krisensituationen", vertiefen, heißt es laut einer Aussendung. Unter dem Punkt "strategische Ziele" wird es konkreter: Die Versorgung der Bevölkerung soll abgesichert sein, genauso wie ungehinderter Grenzverkehr für Personen, Waren und Dienstleistungen. Man wolle "Kooperationsmechanismen mit der Region Allgäu" aufbauen.

Hoffnung, dass Reisewarnung aufgehoben wird

Gleiches fordert man für die Tiroler Enklave Jungholz, die, ebenso wenig begünstigt durch ihre geographische Lage, de facto vom Allgäu abhängig ist. Der Vorarlberger Landesrat Christian Gantner (ÖVP) betonte bei einer Präsentation am Freitag, dass vor allem der Walser Tourismus unter der Reisewarnung leide.

Das Kleinwalsertal und der "deutsche Raum" seien "ein Lebensraum", so Gantner. Insgesamt sei man positiv gestimmt, dass Deutschland ob deutlich sinkender Fallzahlen in Vorarlberg die Warnung für die Region aufhebe. "Wir sind in der 7-Tages-Inzidenz deutlich unter 50", so Gantner. Und dennoch: Für Krisenzeiten müsse nun eine langfristige Lösung für die isolierten Bewohner gefunden werden.

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