121 Menschen lagen am Sonntag mit einer Corona-Erkrankung im Spital, 29 davon auf einer Intensivstation. Wie viele Geimpfte und Ungeimpfte darunter sind? Auf diese Frage versuchte der KURIER eine Antwort zu finden. Vergeblich.
In den USA zeigten Regierungsdaten kürzlich, dass 99 Prozent der hospitalisierten Covid-Patienten ungeimpft sind. Das bestätigt die Aussage vieler Studien, dass die Impfung vor schweren Krankheitsverläufen schützt – und dass im Gegenzug nur die Ungeimpften zur Belastung für das Gesundheitssystem werden.
In Österreich gibt es diese Daten nicht. Es fehlt die Verknüpfung zwischen Impfdaten und Hospitalisierungen, heißt es im Gesundheitsministerium.
In den Spitälern werde bei der Aufnahme zwar „üblicherweise“ (ohne Verpflichtung) der allgemeine Impfstatus abgefragt, aber nur für die Krankenakte. Die Länder melden als Träger der Krankenanstalten dann nur die Zahl der Hospitalisierten beim Bund ein. Personenbezogenen Daten – etwa, ob und wann eine Impfung stattfand und mit welchem Vakzin – werden nicht übermittelt.
376 Impfdurchbrüche
Was es gibt, ist eine Gesamtzahl der gemeldeten Impfdurchbrüche. Das sind Fälle, in denen die Schutzwirkung ausgeblieben ist und Symptome wie Husten oder Fieber spürbar waren. Kurios: Dies wird beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) als „Nebenwirkung“ der Covid-Impfung registriert. Eine nachgewiesene Infektion ohne Symptome fällt nicht darunter.
Seit dem Impfstart wurden 376 solcher Durchbrüche gemeldet. Erfasst wurden in diesem Zeitraum auch 20 Spitalsaufenthalte und 16 Todesfälle bei Geimpften.
Am 27. Dezember 2020
wurde eine 84-jährige Frau als erste Person in Österreich geimpft.
376 Impfdurchbrüche
wurden seither gemeldet: Die Betroffenen entwickelten trotz Impfung Symptome. Wie viele aktuell so schwer krank sind, dass sie ins Spital müssen, ist unklar.
4.597.210 Menschen
sind vollimmunisiert, und weitere rund 700.000 haben erst eine Dosis.
58,2 %
beträgt die Durchimpfungsrate bei der Bevölkerung über 12 Jahren. Als Ziel gelten mindestens 80 Prozent.
Aktuelle Daten fehlen
Ein systematisches Monitoring, wie viele der Impfdurchbrüche so schwerwiegend sind, dass eine Spitalsbehandlung notwendig ist, fehlt.
Wie kann das – gerade in Zeiten, in denen man sich um „evidenzbasierte Politik“ bemüht – sein? In Zeiten, in denen Lockdowns verhängt wurden, um das Gesundheitssystem zu schützen, und in denen die Impfung als Weg aus der Pandemie gilt?
Der Komplexitätsforscher Peter Klimek findet das „einigermaßen schockierend“. Das Problem sei: „Es mangelt einerseits an einem Intensivregister, das man mit dem Impfregister verknüpfen könnte. Andererseits ist es nicht möglich, Daten aus den Spitälern bundesweit und tagesaktuell mit Daten zu Impfungen zu verknüpfen.“
Es gab bereits einen Vorstoß in Richtung Datenverknüpfungen, dieser scheiterte aber aufgrund datenschutzrechtlicher Bedenken. Rein technisch wäre es möglich. Klimek sieht einen Aufholbedarf in der Verwaltung.
Die fehlende Verknüpfung der Daten könnte in der Zukunft nämlich zu größeren Schwierigkeiten führen, sagt Klimek: „Das Virus wird uns noch länger begleiten und wir benötigen nach wie vor ein systematisches Monitoring der Auswirkungen der Pandemie auf unser Gesundheitssystem – besser gestern als heute.“
Unsicherheit mit Delta
Nützlich wäre eine solche Erfassung auch, um Studien zur Wirksamkeit der Impfstoffe in der Realität zu überprüfen. Unsicherheit bringt die Delta-Variante: Bislang ging man davon aus, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer zu 96 Prozent vor einer Infektion schützt, und Geimpfte eine so geringe Viruslast entwickeln, dass sie nur milde Symptome spüren und weniger ansteckend sind.
Laut einer neuen US-Studie können Geimpfte, die mit Delta infiziert sind, ähnlich ansteckend sein wie Ungeimpfte (mehr dazu im Artikel unten).
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