Die höchste Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben, besteht für die Ältesten – das galt zumindest vor dem Impfstart.
Nun aber ist Großteil der über 85-Jährigen in Österreich gegen das Virus immunisiert, fast 80 Prozent haben aktuell mindestens eine Impfdosis erhalten.
"Das heißt, wir schneiden durch die Impfung die Kurve ab einem gewissen Alter einfach ab“, sagt Mathematiker und Modellrechner Niki Popper. "Das höchste Risiko, an Corona zu sterben, liegt dann nicht mehr bei den 90-Jährigen, sondern bei jüngeren Menschen."
Ausgerechnet bei dieser Altersgruppe, den 65- bis 74-Jährigen, ist die Durchimpfungsrate derzeit aber besonders gering. Bis Mittwoch (17. März) haben erst 2,4 Prozent die zwei für den vollen Immunschutz nötigen Impfungen erhalten. 6,5 Prozent zumindest die erste Dosis.
In den anderen Altersgruppen – also bei Personen unter 65 - wurden hingegen mehr Menschen (zwischen 6,8 und 9,5 Prozent haben die erste Dosis erhalten) immunisiert.
Hinzu kommt, dass immer mehr Fälle von Erkrankungen bereits Geimpfter in den Altersheimen bekannt werden. Laut Experten liege das hauptsächlich daran, dass es trotz Impfung eine Zeit lang dauern kann, bis der Körper einen vollständigen Immunschutz aufgebaut hat. Dänische Forscher haben jüngst herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, ein zweites Mal an Corona zu erkranken, mit dem Alter steigt.
Ob das Virus trotz Impfung bei einer Wiedererkrankung weitergeben werden kann, ist noch nicht vollständig erforscht. Fix ist: Der Verlauf der Erkrankung ist mit Impfung wesentlich milder. Die Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation behandelt werden zu müssen oder zu sterben, viel geringer.
Kann also nun, wo die größte Wahrscheinlichkeit, am Corona zu sterben, bei einer etwas jüngeren Altersgruppe liegt, auch größere Öffnungsschritte setzen? Das sei nicht so einfach, sagt Popper "weil sich das System nicht einfach linear verschiebt.“
Schon jetzt wird es etwa bei der Bettenbelegung auf den Intensivstationen eng. Charakteristisch: Fast die Hälfte aller Corona-Patienten auf den Intensivstationen ist gegenwärtig zwischen 65 und 79 Jahre alt.
Aus diesem Grund sei es absolut nötig, ältere Menschen bei der Impfung zu priorisieren, meint Popper. "Das hilft einfach auch dabei, früher aufzusperren: Ältere impfen nützt so den Jüngeren. In Epidemien muss man manchmal über "die Bande spielen, um Erfolg zu haben", sagt er. Verstärktes Screenen und Isolieren sei hingegen auch bei Jüngeren extrem wichtig.
Um den Vorrang für Ältere beim Impfen abzusichern, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober den Landeshauptleuten am Montag einen Erlass vorgelegt. Er beinhaltet gewissermaßen die Dienstanweisung, beim Impfen keine weiteren Berufsgruppen, sondern nach Alter zu priorisieren. Wie ein Rundruf der APA am Donnerstag ergab, wollen Salzburg, Niederösterreich und die Steiermark bereits vereinbarte Impftermine für Lehrer zwar einhalten, weitere Berufsgruppenimpfungen soll es aber nicht geben.
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