Bis 2006 mussten Grundwehrdiener zusätzlich zu dieser Ausbildung zwei Monate lang verpflichtend üben, sprich: Sie mussten entweder direkt im Anschluss an den Grundwehrdienst an militärischen Übungen teilnehmen – oder dies im Laufe der nächsten Jahre erledigen. Die Idee dahinter ist einfach: Nur wer regelmäßig (an der Waffe) übt, kann im Ernstfall auf sein Wissen zurückgreifen.
Unter Minister Günther Platter wurden die verpflichtenden Milizübungen de facto abgeschafft – sehr zum Missfallen vieler Experten. Die meisten Praktiker – vom Chef des Generalstabs, Robert Brieger, bis hin zum Milizbeauftragten Erwin Hameseder – halten das sogenannte „6 plus 2“-Modell für sinnvoll. Auch Thomas Starlinger – er ist derzeit Adjutant des Bundespräsidenten und war kurz Verteidigungsminister – hält das Aus der Pflicht-Übungen für „ineffizient“, weil die Grundwehrdiener damit sofort nach ihrer Ausbildung abrüsten und ihre Fähigkeiten nicht erproben können.
Die derzeitige Verteidigungsministerin Klaudia Tanner will vorerst immerhin nicht ausschließen, dass es auch bei der Frage der Milizübungen zu Neuerungen kommt. Angesichts der Ukraine-Krise müssten „alle Optionen auf den Tisch gelegt werden“ – das reiche von der geplanten Aufstockung des Budgets und den nötigen Beschaffungen eben bis hin zur Übungstätigkeit der Soldaten und der Stärkung der Miliz. All das müsse angesichts des Krieges in Europa „neu gedacht werden“, sagt Tanner.
Abgesehen davon, dass eine Verlängerung des Wehrdienstes bei männlichen Wählern tendenziell unpopulär wäre, hätte die ÖVP-Ressortchefin mit einer Änderung ein Problem beim Koalitionspartner. Bei einer Verlängerung des Grundwehrdienstes spiele er nicht mit, sagte der grüne Wehrsprecher David Stögmüller. Das stehe für die Grünen außer Diskussion, er sehe hier keinen Verhandlungsspielraum.
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