Das Gesundheitsministerium zeigt sich auf Anfrage "vorsichtig optimistisch." Man wisse, dass sich die Rahmenbedingungen seit Beginn der Pandemie verändert haben. "Diese werden sich im Idealfall bis Weihnachten auch nicht weiter verändern", heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Das liege unter anderem an der höheren Impfquote - knapp 1,3 Millionen Menschen in Österreich haben bereits ihren vierten Stich -, dem angepassten Impfstoff und den niederschwellig und flächendeckend verfügbaren Medikamenten, heißt es. Zudem ist die Bevölkerungen durch überstandene Corona-Infektionen in Kombination mit Durchimpfungen zu großen Teilen immunisiert.
Immunität hilft durch den Winter
Erleichternd hinzu kommt, dass die immer noch dominante Variante Omikron heißt und diese im Vergleich zu Delta bekanntermaßen einen schwächeren Krankheitsverlauf hervorruft, der seltener zu damit einhergehenden Spitalaufenthalten führt. Die positive Konsequenz: Spitäler und allen voran Intensivstationen werden weniger belastet. Prognosen der Beratergremien der Regierung zeigen auch eine aktuelle Stagnation bei den Fallzahlen und der Spitalsbettenbelegung. (Am 12. November verzeichnete Österreich 2.740 Neuinfektionen)
Fehleinschätzung
Im Oktober noch warnten Experten, wie die Virologin Dorothee von Laer, vor explodierenden Infektionszahlen und mahnten von der Politik strengere Maßnahmen ein, "bevor es zu spät ist". (Der höchste Neuinfektionswert der Herbstwelle am 4. Oktober mit 18.491 Neuinfektion gemessen.) Es kam anders: Das Gesundheitssystem wurde nicht überlastet, die erwartete Katastrophe in der Herbstwelle blieb aus.
"Es war unerwartet, dass die Zahlen im Herbst wieder so deutlich gesunken sind. Das ist nicht mehr nur mit dem warmen Oktober zu erklären", sagt von Laer zum KURIER. "Das liegt wohl an der guten Immunität in der Bevölkerung", bestätigt von Laer die Einschätzung des Gesundheitsministeriums. "Uns war nicht bewusst, dass die Immunität so hoch ist", so von Laer. Es scheine, führt die Virologin weiter aus, als hätten die vielen Omikron-Wellen tatsächlich eine Schwelle überschritten, sodass "wir in der Bevölkerung eine gute Immunität haben". Und ergänzt: "Solange jene, die noch nicht infiziert waren, sich den vierten Stich holen, könnten wir tatsächlich gut durch den Winter kommen", sagt von Laer.
Ganz ohne Corona-Welle dürfte allerdings auch dieser Winter nicht auskommen, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek. Er erwarte aber eine ähnlich moderate Entwicklung, wie in der Herbstwelle. Ob diese vor oder erst nach Weihnachten auf uns zurollt, könne man noch nicht abschätzen. Die Dunkelziffer der Infektionen und Genesungen dürfte in den vergangene Monaten recht hoch gewesen sein, die Spitäler werden wahrscheinlich nicht überlastet werden, so Klimek. "Wir werden wohl derzeit nicht über Maßnahmen, wie eine erweiterte Maskenpflicht, sprechen müssen".
Kein Ende der Pandemie
Noch sei es aber zu früh, wieder ein Ende der Pandemie auszurufen. "Die Pandemie war noch immer für eine Überraschung gut", warnt von Laer. Auch die Politik geht auf Nummer sicher. Erst vergangene Woche wurde die Gecko, das gesamtstaatliche Krisenkonsortium, das die Regierung im Corona-Management berät, bis Juni 2023 verlängert. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei", sagt ein Sprecher von Gesundheitsminister Rauch.
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