Was ist ökologisch und nachhaltig? EU-Kompromiss ums Heizen mit Holz
Um den Wald in Europa steht es nicht zum Besten. Klimawandel, Trockenheit, Hitzestress und Luftverschmutzung setzen den Bäumen immer stärker zu, aber auch durch die Zersiedelung und die Nachfrage nach Biomasse sind viele Gebiete unter Druck.
Andererseits ist Holzenergie in Europa mit einem Anteil von 40 Prozent und in Österreich mit einem Anteil von 60 Prozent der wichtigste erneuerbare Energieträger.
Die EU will hier nun reagieren – nur was ist der richtige Weg? Mehrere Dossiers liegen den Abgeordneten des EU-Parlaments vor: Eine Neuverfassung der Richtlinie über Erneuerbare Energien mit der Frage, was gefördert werden soll, und die EU-Forststrategie, die den Zustand der Wälder berücksichtigen soll.
„Das EU-Parlament will dafür sorgen, dass Biomasseheizwerke zukünftig kein Holz aus dem Wald mehr verbrennen dürfen…“, so der Inhalt eines Brandbriefs, der derzeit in den Gemeinden kursiert. Demnach sollte Biomasse, die direkt aus dem Wald kommt, vollkommen aus der energetischen Nutzung ausgeschlossen werden.
Nur: Das stimmt so nicht. „Ich war fassungslos, welche Falschbehauptungen uns da erreichen“, sagt Günther Sidl, EU-Mandatar der SPÖ und im Umweltausschuss. Und erklärt, dass es vielmehr darum gehe, dass Qualitätsholz (frische, ganze Holzscheite, „Primärholz“) nicht einfach verbrannt werden dürfe: „Das ist auch nicht nachhaltig. In Ordnung ist, wenn Sägespäne, Äste oder Schadholz verwendet werden.“ Grün-Mandatar Thomas Waitz sieht es ähnlich. „Um es klar zu sagen, da es massive Desinformationen zu diesem Thema gegeben hat: Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, sie wird die Holzverbrennung nicht verbieten, weder für Strom noch fürs Heizen. Sie könnte lediglich die EU-Förderungen und die Anrechnung an die Klimaziele (32 % Erneuerbare) verlieren.“
Ein Aufreger ist, dass alle Arten der Waldnutzung in Europa gleich behandelt werden, ob in Österreich, Finnland oder Rumänien. „Unsere Wälder dürfen nicht zu Kohlestoffmuseen verkommen“, kommentierte etwa Simone Schmiedbauer von der ÖVP. Reinhard Teufel von der FPÖ sieht im EU-Vorstoß gar „eine schleichende Teilenteignung der Waldbauern“.
Der Kompromiss sieht so aus: Die Menge an Primärholz, die als erneuerbar (für EU Förderungen und Klimaziele) gelten darf, soll – laut Kompromiss zwischen Sozialdemokraten, Konservativen und Liberalen – mit dem Mittelwert des in den Jahren 2017 bis 2020 verwendeten Primärholzes gedeckelt werden. Schadholz, Äste, Späne gelten nicht als Primärholz.
Waitz warnt hingegen: „Der Preis für Biomasse wird stark steigen. Es ist wichtig, dass die Infrastruktur zur Verwendung von Biomasse zum Verheizen nicht mit Steuergeld weiter ausgebaut wird, denn bereits jetzt steht die Wirtschaftlichkeit der Anlagen infrage.“
Und beim Thema Entwaldung schätzt die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO, dass zwischen 1990 und 2020 weltweit 420 Millionen Hektar Wald (mehr als die EU-Fläche) durch Entwaldung verloren gegangen sind. Der EU-Verbrauch macht davon etwa zehn Prozent aus. Neue EU-Regeln sollen nun die Entwaldung weltweit verringern. Es fehlt noch eine Einigung mit den EU-Staaten (Trilog).
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