Was die Politik tun kann, damit Pensionisten länger arbeiten
Vor zehn Jahren ist Franz Hruza in Alterspension gegangen – mit 65 Jahren, also im regulären Pensionsantrittsalter für Männer. Aufgehört zu arbeiten hat der selbstständige Agrarhändler aber nicht. Wer in Österreich regulär in Pension geht und weiterarbeitet, kann unbegrenzt dazuverdienen.
Dafür erhält man eine „Höherversicherung“, einen Bonus fürs Weiterarbeiten. 2022 betrug dieser bei Herrn Hruza – er hat seine Bezüge dem KURIER offen gelegt – monatlich 31,38 Euro netto. Ein großer finanzieller Anreiz, im Alter zu arbeiten, sei dieses Modell nicht, meint Hruza. Warum?
Obwohl er in Pension ist, muss er weiterhin Pensionsversicherungsbeiträge zahlen. Im Vorjahr waren das rund 4.800 Euro.
Maßnahme gegen Fachkräftemangel?
Ob das fair ist, darüber wird die Koalition auch bei der zweitägigen Regierungsklausur in Mauerbach debattieren, die am Dienstag startet. Vor allem die ÖVP macht Stimmung: Sie will die Pensionsversicherungsbeiträge für arbeitende Pensionisten nämlich abschaffen.
Das forderten etwa Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec, Finanzminister Magnus Brunner und Arbeitsminister Martin Kocher bereits öffentlich. Mit dem finanziellen Anreiz möchte die Volkspartei vor allem ältere Fachkräfte länger in Beschäftigung halten. „Ohne Fachkräfte springt die Konjunktur nicht an“, sagt Korsosec. Dabei gehe es nicht zwingend um Vollzeit-Jobs. Ältere könnten etwa Teilzeit oder mehrere Tage im Monat aushelfen. Korosec fordert Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf, dem Vorhaben zuzustimmen.
Die Grünen gaben sich bisher zurückhaltend. Kogler ist nicht abgeneigt, am richtigen Modell müsse man aber „noch tüfteln“. Reformbedarf hat Österreichs Pensionssystem wohl auch in anderen Bereichen.
Experte findet andere Maßnahmen wichtiger
Der ÖVP-Vorschlag könne „ein Beitrag sein, aber kein entscheidender“, sagt Pensionsexperte Walter Pöltner, ehemals Leiter der Alterssicherungskommission, dem KURIER. Um Menschen länger in Beschäftigung zu halten, sei das berufliche Umfeld wichtiger als materielle Anreize. Pöltner plädiert deshalb für eine „Palette an flexiblen Modellen“. Zum Beispiel?
Ein Aus der Beiträge hilft nur jenen, die bis zum regulären Pensionsantrittsalter arbeiten wollen – oder können. Wer in vorzeitige Alterspension oder Invaliditätspension geht, hat nur beschränkte Zuverdienstmöglichkeiten. Für diese Gruppe müsse es aber attraktiver werden, länger zu arbeiten, sagt Pöltner. Wer körperlich schwer arbeitet, müsse rechtzeitig auf einen anderen Bereich umgeschult werden. Zudem verweist Pöltner auf skandinavische Vorzeigemodelle wie die schwedische Teilpension – bei der man neben der Pension weiterhin Teilzeit arbeitet.
Gleichzeitig müsse es für Betriebe reizvoller werden, ältere Mitarbeiter zu halten, sagt Pöltner. Er schlägt Generationenverträge vor: „Der Betrieb garantiert, dass er keine älteren Mitarbeiter entlässt. Im Gegenzug erhält er dann eine Förderung vom AMS.“ Wer mit einem EPU oder KMU selbstständig ist, benötige ebenso Hilfe vom AMS – seien es steuerliche Förderungen oder die Betreuung der Administration.
Pöltner spricht sich für ein Maßnahmenpaket aus: „Wir müssen die aktive Arbeitsmarktpolitik auf das nächste Level heben.“
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