Grund für diese Beschränkung sind nicht zuletzt die hohen Kosten, die der Staat für jeden Medizin-Studienplatz zu tragen hat. Laut Berechnungen der ehemaligen rot-schwarzen Regierung fallen pro Jahr und Student Kosten von etwa 60.000 Euro an. Zum Vergleich: Ein Student einer Sozialwissenschaft kostet pro Jahr 5.736 Euro.
Mit Blick auf diese Zahlen hat sich der Medizin-Aufnahmetest und der Umbau des Studienplans (einmal im Jahr gibt es eine Prüfung über den Gesamtstoff) als erfolgreiches Mittel zur Effizienzsteigerung erweisen. Die durchschnittliche Studiendauer hat sich an der Medizinischen Universität Wien seit 2006 von 22 Semestern auf aktuell knapp mehr als 12 reduziert, also beinahe halbiert.
Außerdem schließt ein weit größerer Anteil der Studierenden das Studium ab, als es vor der Einführung des Tests der Fall war. Die Absolventenquote ist von vormals 30 bis 50 Prozent auf momentan mehr als 90 Prozent gestiegen. Das führt dazu, dass die Absolventenzahl über die Jahre relativ stabil blieb: Heute produzieren die Unis etwa gleich viele Mediziner wie vor der Einführung der Zugangsbeschränkungen.
Allerdings ist Effizienz, gerade wenn es um den Arztberuf geht, nicht alles. So gibt es seit der Einführung der Tests anhaltendende Kritik daran, dass naturwissenschaftliche Kenntnisse und logisches Denken für das Ergattern eines Studienplatzes eine größere Rolle spielen als persönliche und soziale Kompetenzen.
So hatte etwa ÖGK-Obmann Andreas Huss im KURIER gefordert, dass auch freiwilliges Engagement im sozialen Bereich, etwa beim Roten Kreuz, einen Startvorteil bringen soll. Denn: „Bei den Tests sind Fähigkeiten gefragt, die die Kandidaten später für den Unibetrieb oder für die Wissenschaft prädestinieren, nicht für die Arbeit als Allgemeinmediziner.“
Und gerade an Allgemeinmedizinern mangelt es Österreich vor allem in den ländlichen Regionen. Hier sind Kassenstellen teilweise seit Jahren unbesetzt.
Aus diesem Grund treten die Landeshauptleute für ein radikales Aufstocken der Studienplätze ein – allen voran Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Im Kampf gegen den Ärztemangel forderte sie schon im Vorjahr die Zulassung von 3.000 Medizin-Studenten pro Jahr. Dabei schneidet Niederösterreich mit 4,7 Ärzten pro 1000 Einwohnern bei der Ärztedichte noch besser ab als das Burgenland (4,34), Oberösterreich (4,25) oder Vorarlberg (4,31).
Der „klare Auftrag“ der Landeshauptleute-Konferenz, „die Studienplätze deutlich zu erhöhen“, schlug sich im Ministerratsvortrag „Uni-Med-Impuls 2030“ von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) Ende Juli allerdings nicht nieder.
Laut dem Papier sollen die Studienplätze nämlich nur geringfügig, auf bis zu 1.900, ausgebaut werden.
Rückendeckung bekommt Faßmann von der Ärztekammer. Zwar warnt auch sie davor, dass es vor allem in der Allgemeinmedizin zu wenig Nachwuchs gebe, ein Aufstocken der Studienplätze sei allerdings keine Lösung. „Eine drastische Erhöhung der Medizin-Studienplätze allein löst nicht den Ärztemangel. Solange es nicht gelingt, mehr Ärzte in Österreich zu behalten, produzieren wir damit auf Kosten der Steuerzahler lediglich mehr Absolventen für das Ausland“, sagt der Vizepräsident der Ärztekammer, Harald Mayer.
Tatsächlich ging in den vergangenen Jahren etwa ein Drittel der Medizin-Absolventen an Österreichs Universitäten nach dem Studium ins Ausland. Mayers Gegenvorschlag zu mehr Studienplätzen: „Mehr Qualität in der Arztausbildung, bessere Arbeitsbedingungen und Zukunftsperspektiven.“
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