Bei der Nationalratswahl 2017 hatte die FPÖ 26 Prozent erobert, bei der Wien-Wahl 2015 sogar die 30-Prozent-Marke übersprungen.
Bei der Nationalratswahl 2019 rutschte die FPÖ auf 16 Prozent ab, in den Umfragen gab sie seither noch mehr nach. Da pendelt sie um die 12 bis 13 Prozent. In Wien ist es noch schlimmer, da könnte sie sogar einstellig werden.
Quelle allen FPÖ-Übels
An der Quelle allen Übels für die FPÖ steht ihr Ex-Obmann Heinz-Christian Strache. Zuerst das Ibiza-Video, und nun die Gegenkandidatur in Wien.
Es sei schon klar, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, dass der FPÖ ihr Leibthema, die Zuwanderung, von der ÖVP weitgehend weggenommen wurde. „Die ÖVP lässt der FPÖ bei der Zuwanderung wenig Platz“, sagt der Meinungsforscher. Allerdings sei das Thema latent vorhanden, und die FPÖ könnte auch künftig damit punkten. „Wenn sich die Corona-Krise zu einer sozialen und Arbeitsmarktkrise auswächst, könnte die FPÖ auch der SPÖ Platz wegnehmen.“ Ihr Sozialprogramm sei dem der SPÖ oft nicht unähnlich.
Zittern vor Wien
Doch wirklich zittern müsse die FPÖ vor der Wien-Wahl. Wenn es Strache in den Gemeinderat schaffe, bleibe er ein politischer Faktor und verfüge über die Infrastruktur einer Partei. Dann werde er auch in andere Bundesländer expandieren wollen, „und dann weitet sich die Krise der FPÖ erst so richtig aus“, meint Bachmayer. Dann drohe nämlich eine echte Parteispaltung, während sich das Verhältnis zwischen Strache und der FPÖ lediglich auf "tiefe Feindschaft" beschränke.
Auch eine Kursdebatte könnte drohen - und da kommt das nächste Bundesland ins Spiel.
Chance für Haimbuchner
Ein knappes Jahr nach Wien wird in Oberösterreich gewählt, einem FPÖ-Kernland, wo die Partei zuletzt ebenfalls die 30er-Marke übersprang. In Oberösterreich ist die FPÖ Koalitionspartner der ÖVP und fährt einen wirtschafts-pragmatischen Kurs. Bachmayer: „Die FPÖ-Oberösterreich ist zwar auch sehr rechts, aber nichts so schrill wie Herbert Kickl. Falls Manfred Haimbuchner in Oberösterreich besser abschneidet als Dominik Nepp in Wien, wird das Einfluss auf den Kurs der Bundespartei haben.“
Sollte Schwarz-Blau in Oberösterreich nicht fortgesetzt werden, könnte Haimbuchner auch Bundesparteichef werden. Er gilt seit langem als Personalreserve der FPÖ.
Hofer büßt für Ibiza
Dass der amtierende FPÖ-Obmann Norbert Hofer die guten Werte, die er als Präsidentschaftskandidat hatte, weitgehen einbüßte, hat er übrigens auch Strache und dem Ibiza-Video zu verdanken. Bachmayer: „Mitgefangen, mitgehangen.“
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