FPÖ-Krise: Drittes Lager hantelt sich von Spaltung zu Spaltung
"Liebe ist der Weg", postet Heinz-Christian Strache am Donnerstag auf Facebook. Was wie ein Hohn klingt, hatten doch kurz davor drei seiner blauen Mitstreiter der Wiener FPÖ den Rücken gekehrt. Postwendend wurde das Trio von ehemaligen Parteikollegen auf sozialen Medien wüst beschimpft.
"Spaltung ist der Weg", wäre denn auch ein weit besseres Motto für das sogenannte Dritte Lager, wie ein kurzer Blick in seine Geschichte bestätigt. Es erlebt nun die bereits dritte größere Absetzbewegung innerhalb eines Vierteljahrhunderts: 1993 spaltete sich Heide Schmidt mit dem Liberalen Forum (LIF) wegen des scharfen Anti-Ausländer-Kurses des damaligen Parteichefs Jörg Haider ab. 2005 gab dieser selbst den Sprengmeister – Ergebnis war das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ).
Erfolgreich waren letztlich beide Projekte nicht: Spielte das LIF von Anfang an nur eine marginale Rolle in Österreichs Parteienlandschaft, begann mit dem Tod seines Gründers 2008 auch der rasche Abstieg des BZÖ.
Am Chef gescheitert
Einmal mehr ist nun die FPÖ an ihrer charismatischen Führungsfigur gescheitert. Wie Haider lieferte Strache den Blauen Erdrutschsiege am Fließband, wie Haider riss auch sein politischer Ziehsohn die eigene Partei lieber in den Abgrund, als die Macht abzugeben.
Ob die neue DAÖ, in der Strache wohl früher oder später auch offiziell die Führung übernehmen wird, ähnlich scheitern wird wie das BZÖ, ist derzeit unklar. Denn offen ist, wie viele Gefolgsleute die neue Fraktion tatsächlich hat. Während die Rest-Blauen von Parteichef Norbert Hofer abwärts die Abspaltung kleinreden und verspotten, hört man von Strache-Unterstützern anderes: Schon bald werden sich bis zu fünf weitere Fans des Ex-Parteichefs aus der Deckung wagen und sich dem neuen Klub anschließen. Ähnliches erwartet man sich auf Wiener Bezirksebene. "Wenn es die ersten Umfragen zeigen, dass die DAÖ die FPÖ in Wien sogar überholen kann, wird Nepp bald ganz schön alleine dastehen", hofft ein Strache-Intimus.
Was für ein erfolgreiches Strache-Comeback spricht: In Sachen Wahlkampf-Tauglichkeit schlägt er seinen bisher eher farblosen Epigonen Dominik Nepp, der die Führung der Wiener Landespartei übernahm, um Welten. Was dagegen spricht: Noch immer schwebt über Strache das Damoklesschwert nicht aufgeklärter strafrechtlicher Vorwürfe, was im Wahlkampf fatal werden könnte.
Erst wenn die DAÖ in Wien einen Brückenkopf errichten kann, ist daran zu denken, dass sie auch in anderen Bundesländern und im Bund zu einer nennenswerten Größe werden kann.
Machtverschiebung
Gleichzeitig, so spekuliert man im Strache-Lager, wird sich in der FPÖ wieder das Machtzentrum verschieben: nach Kärnten in der Haider-Ära über Wien nach Linz, wo Manfred Haimbuchners Landespartei nach der Spaltung in Wien plötzlich die bundesweit stärkste ist. Das wird auch Hofer und Herbert Kickl bewusst sein, die zuletzt rund um den Strache-Ausschluss wenig Durchsetzungskraft gezeigt haben.
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