"Schön is’ net, wenn die Grünen rausfliegen"

Ein lachendes, ein weinendes Auge: Peter Pilz wird wohl im Nationalrat sitzen – seine Ex-Grünen zittern
Der abtrünnige Grüne dürfte den Wiedereinzug allein schaffen.

Nicht nur einer macht heute in der Hofburg auf Helmut Qualtinger. "Grüne gegen Pilz, das ist wie Simmering gegen Kapfenberg", heißt es da. "Nur brutaler."

Einzig Peter Pilz, der Kapfenberger in diesem Match, will da nicht mitmachen. "Ich hab’ immer gesagt, ich will, dass die Grünen drin sind", sagt er, als er in die Hofburg kommt. Hinter ihm flackert die jüngste Umfrage über den Bildschirm, die Grünen sind in dieser draußen, und er, der Abtrünnige, drin. "Schön is’ das net, wenn die Grünen rausfliegen", sagt er. Spott ist nicht hörbar dabei, eher Ernüchterung.

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Spaltpilz

Peter Pilz, demnächst 63 und altersmäßig eigentlich schon fast vor der regulären Pension, hat wohl geschafft, was er wollte: Er wird weitermachen können mit dem, was er so gut kann – er kann aufdecken, den Finger in Wunden legen, und das allein in seinem Namen, nicht in jenem der Grünen. Dass die ihn nicht mehr wollten, ihm den jüngeren Julian Schmid vorzogen, obwohl er seit 1986 fast durchgehend für sie im Parlament saß, darüber hat er sich Wahlkampf oft lustig gemacht; heute, am Wahltag, kommt davon nichts mehr. Keine Rede ist da von den vielen Gründen, die ihn gehen ließen, keine Breitseiten zur fehlenden Auseinandersetzung mit dem politischen Islam oder zu seiner Liebe zum Populismus. "Es ist nicht meine Aufgabe, die Fehler der Grünen zu analysieren", sagt er, der große Populist, heute mal ganz ohne großen Paukenschlag.

Kein Programm

Wobei, der Populismus, der wird ihn wohl noch länger verfolgen. Denn welche Politik er machen wird, das wird wohl erst die Zukunft weisen. Bislang konzentrierte sich Pilz’ Programm ja eher auf eins: auf Peter Pilz. Die anderen, die mit ihm kandidierten, der streitbare Jurist Alfred Noll, die SPÖ-Rebellin Daniela Holzinger, die mit ihm einziehen, wirkten neben ihm eher wie Staffage, ein Programm hat die Liste nicht. Ob man nun die Agenden der Grünen quasi mit übernehmen muss? "Die beste Kontrolle" wolle man, heißt es vorerst mal.

Ein paar Meter weiter steht derweil Ulrike Lunacek, seine Ex-Kollegin, und muss immer die gleiche Frage beantworten. Ob Pilz ihr Totengräber sei? "Es wäre besser gewesen, wir hätten es gemeinsam gemacht", sagt sie. Pilz hört da nur schweigend zu.

Grüne wollen ihr Ende noch nicht wahrhaben

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