Grüne wollen ihr Ende noch nicht wahrhaben

Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek spricht von einem „schweren Debakel“ – ein Hilfsausdruck
Wahlparty wurde zu Trauerfeier, bis Donnerstag wird gezittert.

"Every move you make, every step you take, I’ll be watching you" – die Band im Wiener Metropol spielt einen Klassiker von "The Police", und es klingt wie eine Drohung. Eine Drohung an eine mögliche schwarz-blaue Regierung, denn die befürchten viele Grün-Unterstützer hier seit der ersten Hochrechnung.

Die Ansage, eine "starke, wenn auch personell geschwächte Opposition" zu machen, zerschellt kurz darauf an der zweiten Hochrechnung. Von 4,9 auf 3,9 Prozent in weniger als einer Stunde – an der Bar des Metropol steigen viele vom Sommerspritzer auf Gin Tonic um."Bleibt’s da, feiert’s trotzdem mit uns", appelliert die Grüne Parteichefin Ingrid Felipe an die versammelten Grün-Anhänger. "Gemeinsam werden wir diese schwierige Zeit meistern."

Zum Wahltags-Ticker geht es hier

Nicht nur das Grüne Ergebnis, auch der "Rechtsruck" mache sie "tief betroffen", sagt sie und gibt dann eine Weile keine Interviews mehr. Es gilt Grün-Fans Mut zuzusprechen. "Wir hoffen und zittern bis Donnerstag." Das Ende der parlamentarischen Arbeit will man hier noch nicht wahrhaben. Neben ihr steht Doris Schmidauer, aber sie gibt keine Interviews. Der Sieg ihres Ehemannes und Ex-Grünen-Chefs Alexander Van der Bellen bei der Hofburg-Wahl ist gefühlte 1000 Jahre her. So auch die 12,4 Prozent der Grünen bei der Nationalratswahl 2013.

Kampfgeist lebt weiter

Ulrike Lunacek spricht in der Nationalbibliothek von einem "schweren Debakel" – ein Hilfsausdruck. Ob es personelle Konsequenzen gibt, lässt sie offen. Während Felipe nächstes Jahr als stellvertretende Landeshauptfrau in die Tiroler Landtagswahl gehen will, wäre für Lunacek der Klubvorsitz im Nationalrat geplant gewesen. Den Abschied vom EU-Parlament hat sie vor knapp zwei Wochen gefeiert, ihre Nachfolge als Vizepräsidentin ist mit Heidi Hautala, einer Finnin, bereits in die Wege geleitet.

Wie also könnte ein Plan B aussehen? Autorin und Grün-Unterstützerin Eva Rossmann ist ob der düsteren Aussichten pragmatisch: "Dann müssten wir eben eine außerparlamentarische Opposition machen. Die Ideale der Grünen und ihr Kampfgeist lassen sich nicht so leicht umbringen."

Als "Mörder" wird von vielen Peter Pilz ausgemacht, aber über den spricht man hier nicht gerne. Der feiert woanders.

Kommentare