Vor Ukraine-Krieg: Asylanträge lagen 2021 wieder fast auf dem Niveau von 2016

Asyl
Laut Bilanz des Asylamts kamen 2021 die meisten Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, die Zahl der Abschiebeflüge hat sich verdoppelt.

Ganz unspektakulär, ohne große Ankündigung oder Pressekonferenz wurde gestern, Montag, die Jahresbilanz des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) veröffentlicht. Das Papier mit einem Überblick über das Jahr 2021 – also vor Ausbruch des Ukraine-Krieges – wurde schlicht auf der BFA-Website hochgeladen, der KURIER erhielt es vorab.

Vor Ukraine-Krieg: Asylanträge lagen 2021 wieder fast auf dem Niveau von 2016

Die Statistik zeigt eine steile Kurve: 39.930 Asylanträge wurden im Jahr 2021 gestellt, damit liegt Österreich wieder fast auf dem Niveau von 2016. Die antragsstärksten Nationen waren Syrien, Afghanistan, Marokko, Somalia und Pakistan.

Gravierende Unterschiede gibt es bei den Chancen: Von den rund 16.000 Syrern haben 80 Prozent einen positiven Bescheid erhalten, von den 8.700 Afghanen nur 22 und von den 1.900 Marokkanern nur 0,2 Prozent. Bei den 1.700 Somaliern entschied das Asylamt in 71 Prozent der Fälle positiv. Bei den Irakern und Türken, die ebenfalls in der Top 10 der stärksten Nationen stehen, fiel immerhin ein Viertel von je rund 1.000 Anträgen positiv aus.

Vor Ukraine-Krieg: Asylanträge lagen 2021 wieder fast auf dem Niveau von 2016

Die Verfahren beim BFA haben im Schnitt 3,2 Monate gedauert. Rund 2.600 sogenannte „Fast-Track Verfahren“ wurden im Schnitt schon nach 28 Tagen erledigt.

Mit Jahresende sind in erster Instanz knapp 19.000 Verfahren offen – und auch hier zeigt sich der deutliche Anstieg an Asylanträgen: Ende 2020 waren es nur 5.575 offene Verfahren. Bei den Gerichten, also in zweiter Instanz, waren mit Jahresende 2021 knapp 8.400 Verfahren offen.

Ein Charter pro Woche

Einen Anstieg gibt es auch bei einer anderen Kurve – nämlich bei den Chartern: Während 2020, im ersten Jahr der Pandemie, nur 22 solcher Abschiebe-Flüge bzw. Busfahrten möglich waren, gab es 2021, im zweiten Pandemie-Jahr, schon wieder 52. Das entspricht etwa einem Charter pro Woche.

Insgesamt gab es im Vorjahr 9.148 Ausreisen. Mehr als die Hälfte davon war freiwillig. 3.359 waren zwangsweise Abschiebungen, 838 waren Überstellungen in andere EU-Länder nach der Dublin-Regel. Hervorgehoben wird vom Asylamt, dass es bei den zwangsweisen Ausreisen zu 52 Prozent um verurteilte Straftäter ging.

Zudem gab es bei 505 Schwerpunktaktionen der Polizei mit 759 Festnahmen und 37 Fällen von Schubhaft.

Geflüchtete aus der Ukraine werden in der Asylstatistik 2022 übrigens nicht ins Gewicht fallen: Sie gelten als „Vertriebene“ und haben per EU-Richtlinie bis 3. März 2023 einen vorübergehenden Schutzstatus. Anstatt einen Asylantrag zu stellen, können sie sich registrieren lassen und erhalten mit einem sogenannten „Vertriebenen-Ausweis“ (anders als Asylwerber) sofort Zugang zum Arbeitsmarkt.

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