"Viele waren nicht erpicht darauf, die Juden zurückzuholen"

Herbert Lackner
Das neue Buch von Herbert Lackner: Warum hunderte Künstler und Denker, die vor dem Nazi-Regime fliehen mussten, bei ihrer Rückkehr nicht mehr willkommen waren.

Vor fünf Jahren trifft der frühere profil-Chefredakteur Herbert Lackner in der Sommervilla von Bundespräsident Heinz Fischer den Wiener Galeristen John Sailer. Die beiden sprechen über die aktuelle Flüchtlingskrise und vertiefen sich im Gespräch über die Flucht der Juden vor dem Nazi-Regime. Sailers Eltern hatten 1940 mit dem letzten Schiff Europa Richtung USA verlassen. Nach diesem Treffen schreibt Lackner drei lesenswerte Bücher über die Flucht der Dichter und Denker. Kürzlich ist der dritte Band erschienen, der sich mit der Rückkehr der Geflüchteten nach der Nazi-Zeit beschäftigt.

KURIER: Hunderte jüdische Künstler und Denker sind in die USA geflüchtet und haben sich dort privat getroffen. Alma Mahler war mit Franz Werfel in Kalifornien Gastgeberin, zum Beispiel für Thomas Mann. Was wurde bei diesen Treffen gesprochen?

Lackner: Es war wahrscheinlich wie bei den heutigen Flüchtlingen auch. Viele aus demselben Gebiet kommen zusammen, weil das der einzige Halt ist. Jene, über die ich schreibe, waren jedoch berühmte Menschen. Neben den Genannten auch Bert Brecht, Friedrich Torberg, Heinrich Mann. Die haben sich alle in Los Angeles, in Hollywood getroffen. Der zweite große Cluster war in New York, etwa mit Robert Stolz oder Karl Farkas. Er hatte einen großen Auftritt in der Carnegie Hall am Tag als Hitler Selbstmord beging.

Trotz des zum Teil großen Ruhms, auch mit gutem Einkommen, wollten viele nach 1945 zurück in die Heimat?

Farkas wollte eigentlich nicht zurückkommen. Fast alle seiner Vorfahren wurden von den Nazis umgebracht. Er hatte furchtbare Angst vor dem Zurückkommen. Viele andere kehrten wegen der sprachlichen Barrieren heim. Gerade für Schriftsteller war das natürlich ein Problem.

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