Die Villa Ast auf der Hohen Warte, das neben der Villa Skywa-Primavesi in Hietzing bedeutendste Bauwerk von Josef Hoffmann in Wien, erwacht aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf.
„Es wirkt, als wäre dort 100 Jahre lang nichts passiert. Wie eingefroren in der Zeit“, sagt Architekt Alexander Serda im KURIER-Gespräch. „Es ist ein Riesenglück, dass nichts zerstört wurde. Die Substanz und die zum Teil aus Zementbeton gegossene Fassade sind intakt. Alles ist noch vorhanden, die Steinwandvertäfelungen, die Tür- und Fensterbeschläge, sogar eine Vorhangstange. Man kann alles sanieren.“
Im ovalen Damenzimmer hing seinerzeit Klimts Gemälde „Danaë“ (heute das Prunkstück der Kunstsammlung Dichand), im Speisezimmer „Drei Grazien“ des Jugendstilmalers J. M. Auchentaller.
Im denkmalgeschützten Wohnhaus, 1909 für den größten Bauunternehmer der Monarchie Eduard Ast geplant und zuletzt Botschafterdomizil, wohnte einst Alma Mahler-Kokoschka-Gropius-Werfel. „Sie war eine große Dame und gleichzeitig eine Kloake“, sagte Marietta Torberg über Wiens berühmte Genie-Sammlerin.
Und Franz Werfel äußerte über die turbulente Liebesbeziehung mit der elf Jahre Älteren: „Ich weiß nicht, ob die Alma mein größtes Glück oder mein größtes Unglück ist.“
Eine Tragödie ereignete sich in der Hoffmann-Villa, als dort nach einer verhängnisvollen Italienreise Almas „Mutzi“ genannte Tochter Manon, „diese engelsgleiche Gazelle“, wie sie Elias Canetti beschrieben hat, am Ostermontag 1935 mit 19 Jahren an den Folgen der Kinderlähmung starb.
Alma stilisierte Manon fortan zur Heiligen. Und der Komponist und Alma-Verehrer Alban Berg widmete sein Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“.
Am 12. Juni 1937 gab Alma hier ein legendäres Gartenfest zum Abschied ins Exil. Eingeladen waren Minister, Barone, Kronprinzen – das gesamte Who’s who der Wiener Gesellschaft.
An „eine Riesensauferei“ erinnerte sich noch Jahrzehnte später ein Zeitzeuge. Werfel fiel betrunken in den Goldfischteich, nachdem er noch ,Ich bin ein stiller Zecher“ gesungen hatte. Und Carl Zuckmayer übernachtete am Ende in der Hundehütte.
Alma „hatte tatsächlich das Zeug dazu, das Leben zu einem schwindelerregenden Karussell zu machen“, heißt es in den Erinnerungen „Im Atem der Zeit“ des Komponisten Ernst Krenek.
„Mein Leben müsste man trostlos nennen“, fand Alma selbst, „wären vor und hinter den Schlagschatten nicht so unzählige, brennende Glücks- momente gewesen. Und so war es reich, trotz allem, und über die Maßen schön.“
Architekt Serda hat u. a. schon das barocke Patrizierhaus aus dem Jahr 1750 in der Schönlaterngasse 6 und ein ehemaliges Kloster, das ein Heuriger war, in der Cobenzlgasse 22 revitalisiert.
Sein Credo: „Man darf ein altes Haus nicht kaputtmachen, seine Seele nicht zerstören. Ich sehe das Hohe-Warte-Objekt als Haus – nicht als Hoffmann. Denn was macht einen guten Architekten aus? Dass er ein Haus baut – und keinen Hoffmann.“
Die Sanierungskosten im wohl zweistelligen Millionenbereich und die – nach zahlreichen Materialgutachten – notwendige mehrjährige Bauzeit sind nur ungefähr abschätzbar. Serda: „Es darf kein Museum werden. Das ist kein High-Tech-Neubau, aber ein 900--Domizil mit Salon, Terrasse, Garten und Teich für eine Familie zum Wohnen. Punkt.“
Kommentare