60.000 Euro für 20.000 Bures-Fotos

APA4234965-2 - 09062011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - BM Doris Bures am Donnerstag, 9. Juni 2011, im Rahmen der Präsentation der Kampagne "Sicher handeln an Bahnübergängen" in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Eine mit Steuergeld finanzierte Broschüre für Zehnjährige sorgt für Aufregung.

Mein Sohn und die meisten seiner Klassenkameraden fanden die Broschüre blöd und haben sie gleich weggeworfen“, sagt eine KURIER-Leserin. Das ist schade, denn bei „Verknallt in Öffis“ kann man einiges lernen: „Allein der Titel dieses Buches klingt doch schon spannend, oder?“, fragt Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) im Vorwort. Die Handlung rund um Hauptfigur Karlotta ist rasch erzählt: Sie steigt in die Straßenbahn ein, dort spricht sie ein fremder Bub an und sie verlieben sich ein wenig ineinander und noch mehr in die Öffis. Dazwischen wird ein wenig über Bus, Bim und U-Bahn philosophiert.

60.000 Euro für 20.000 Bures-Fotos
Doris Bures, Ratgeber für 10-Jährige, Verknallt in Öffis
Knapp 60.000 Euro wurden in diese mit Zeichnungen illustrierte Broschüre gepumpt. Vom KURIER befragte PR-Experten halten dies für überteuert, im Verkehrsministerium hält man es für angemessen. Finanziert wurde es aus dem Verkehrssicherheitsfonds. Dessen Gelder sind zweckgebunden für die Verkehrssicherheit.

Im Unterrichtsministerium, das die Verteilung und den Versand übernahm, reagiert man deswegen überrascht. „Das Buch wird nicht im Zuge der Verkehrserziehung verwendet, sondern bei der Umwelt“, erklärt der Pressesprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Josef Galley. Der Versand habe aber praktisch nichts gekostet, weil die Broschüre gemeinsam mit anderen verteilt worden war. Vor allem in Wien und Graz seien die Schüler der 5. Schulstufe in den Genuss von „Verknallt in Öffis“ gekommen.

„Zeitlose Broschüre“

Geschrieben wurde das Buch bereits im Jahr 2010, es ruhte aber zwei Jahre lang in Lagern. Für Bures-Sprecherin Marianne Lackner sei das aber kein Problem gewesen, da es sich um eine „zeitlose Broschüre“ handelt. Sie habe „gut in das heurige Jahresprogramm zum Thema Kindersicherheit gepasst“.

Verknallt in Öffis ist die Fortsetzung des sehr erfolgreichen Kinderbuchs ,Wir GEHEN zur Schule“, sagt Eva-Maria Eichinger-Vill, die Geschäftsführerin des Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. „Das Buch dient dazu, mögliche ,Einstiegsängste‘ von Kindern, aber auch von Eltern, zu überwinden und die Wahl des sichersten Verkehrsmittels zu festigen.“ Ob ein dritter Teil der Erfolgsserie kommt, ist derzeit noch unbekannt.

Eigenartige Geldflüsse im Fonds

„Goldader Wunschkennzeichen“ titelte der KURIER im Oktober. Tatsächlich finanzieren Taferln wie MAUSI 1 viele merkwürdige Dinge. Zahlreiche Organisationen rittern um die jährlich rund drei bis sechs Millionen, die ausgeschüttet werden. Da einige dieser Vereine auch selber in jenem Beirat sitzen, der über die Verteilung der Finanzmittel entscheidet, werden die Gelder vor allem an diese vergeben. Nach KURIER-Berichten über Vorgänge rund um einen so finanzierten Werbespot laufen derzeit Vorerhebungen wegen Amtsmissbrauch. Auch der Rechnungshof dürfte den Fonds dieses Jahr prüfen, auf Veranlassung der Grünen.

228,30 Euro kostet derzeit ein Wunschkennzeichen. Nach Abzug diverser Gebühren fließen davon 200 Euro in den Verkehrssicherheitsfonds. Diese Gelder sind allerdings zweckgebunden für die Verkehrssicherheit. Vor allem in der Ära Faymann und Bures wurden Millionen in teils zweifelhafte Inserate gesteckt. Deshalb mussten im Jahr 2011 gleich 52 Projekte abgelehnt werden, weil Geld dafür fehlte.

Finanziert wurde zum Beispiel eine Studie über Elektrofahrräder um stolze 238.000 Euro und über die Auswirkung von Elektroautos auf die Fahrdynamik um 201.000 Euro. Aufsichtsratspräsident des begünstigten Austrian Institute of Technology ist Hannes Androsch, auch eine ehemalige Pressesprecherin von Bures soll dort arbeiten. Nicht finanziert wurden hingegen eine Untersuchung über die Auswirkung von Alkohol, eine (günstigere) Studie über die Verkehrssicherheit von Elektrofahrrädern oder Untersuchungen über die Hauptunfallursache Ablenkung beziehungsweise Handy am Steuer. Diese wurde alle von privaten Firmen angeboten, die nicht im Beirat sitzen.

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