Van der Bellen hat geheiratet: Vorbereitung für die Hofburg?
"Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer, Geschäftsführerin im grünen Parlamentsklub, haben vor Kurzem geheiratet": Mit diesen dürren Worten bestätigt ein Sprecher der Grünen auf KURIER-Anfrage die Wiedervermählung des grünen Professors. Weiter heißt es in dem Text: "Seine erste Frau und er sind einvernehmlich geschieden und weiterhin freundschaftlich verbunden. Van der Bellen ersucht um Respektierung seiner Privatsphäre und der Privatsphäre seiner Familie."
Recht auf Privatsphäre
Selbstverständlich hat Van der Bellen wie jeder Politiker das Recht auf eine Privatsphäre. Und das wurde auch respektiert. Dass Van der Bellen von seiner Frau getrennt lebte und eine Freundin hatte, war in der Medienbranche seit Längerem bekannt, aber es wurde nicht darüber geschrieben, eben weil es zum Privatleben gehört und nichts in der Öffentlichkeit verloren hat, wenn der Betroffene dies nicht will.
Allerdings hat sich die Situation insofern geändert, als Van der Bellen als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl gehandelt wird. Und die einzige kleine Einschränkung bezüglich des Politiker-Privatlebens gilt dem Bundespräsidenten: Die Partner von Staatsoberhäuptern haben eine quasi-offiziöse Funktion, nicht nur bei uns, sondern international.
Auch ist es üblich – wenn auch kein Muss – , dass sich die Partner eines Staatsoberhaupts sozial engagieren. So hat sich sogar die zurückhaltende Margit Fischer in einer Kampagne für die Volkshilfe eingesetzt.
Beim verstorbenen Bundespräsidenten Thomas Klestil wurde die Scheidung von dessen Ehefrau Edith zum Thema, weil das Paar damals in der staatlichen Präsidentenvilla auf der Hohen Warte residiert hatte – und Edith Klestil von dort auszog. Das veranlasste den Bundespräsidenten in der Folge, die Öffentlichkeit über sein Privatleben zu informieren. Wenig später heiratete er Margot Löffler.
Dass der Professor, der am 18. Jänner 2016 72 Jahre alt wird, sein Privatleben neu ordnete, wird von grünen Szenenkennern als Vorbereitungshandlung für seine bevorstehende Kandidatur als Bundespräsident gedeutet. Es heißt, Van der Bellen sei sich bewusst, dass im Zuge seiner etwaigen Bewerbung um das höchste Staatsamt auch die Frage nach der First Lady auftauchen werde.
Gute Umfragen
Wie immer – in den vergangenen Tagen mehrten sich die Indizien, dass die Überredungskünste von Grünen-Chefin Eva Glawischnig Früchte tragen. Glawischnig hatte stets betont, sie sei sehr zuversichtlich, Van der Bellen von einer Hofburg-Kandidatur überzeugen zu können. Hintergrund sind die guten Umfragewerte des grünen Ex-Chefs: Er ist der erste Oppositionspolitiker, dem die Meinungsforscher realistische Chancen auf einen Wahlsieg einräumen.
Ein anderer möglicher Kandidat mit Siegeschancen, Erwin Pröll, lässt sich weiterhin nicht in die Karten blicken. In den Bezirksblättern sagte er, dass das Amt des Landeshauptmannes "zu 100 Prozent" zu seiner Persönlichkeitsstruktur als Macher passe. Zu wie viel Prozent die Hofburg zu ihm passen würde, ließ Pröll offen.
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