Van der Bellen: "Bringen Sie Ihre soziale Blase zum Platzen!"

ERÖFFNUNG DER 77. BREGENZER FESTSPIELE: BP VAN DER BELLEN
Bundespräsident forderte Bevölkerung bei den Festspielen auf, auch Menschen zuzuhören, die anderer Meinung sind.

Da stand er nun, der Bundespräsident, und tippte auf offener Bühne auf seinem Handy. Bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele zückte Alexander Van der Bellen am Rednerpult das Smartphone und tat Unerwartetes: Der ehemalige Chef der Grünen entschied sich, dem Instagram-Account seines früheren Rivalen Norbert Hofer zu folgen. "Die Botschaft ist abgeschickt und schmerzfrei erledigt", sagte Van der Bellen - und lud Hofer ebenso ein, doch dem Account von Greta Thunberg oder Fridays for Future zu folgen.

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Was sollte das alles? Die Geste entsprach Sinn und Sukkus von Van der Bellens Eröffnungsrede, in der er dafür plädierte, die Algorithmen in den sozialen Medien zu "verwirren", indem man wieder mehr miteinander spreche, einander zuhöre und die eigene "soziale Bubble" verlassen bzw. "zum Platzen" bringe. 

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"Follower von Herbert Kickl glauben, in einer anderen Welt zu leben als Follower von Werner Kogler, Karl Nehammer oder Andreas Babler", sagte Van der Bellen. Dem sei aber nicht so. Vielmehr müsse der "respektvolle Umgang miteinander" wieder stärker werden. "Folgen Sie den Menschen, denen Sie nicht folgen würden, gehen Sie ins Gasthaus, an den Stammtisch, ins Theater. Reden Sie miteinander und hören Sie einander zu!", wandte sich das Staatsoberhaupt an die Menschen im Saal und an die Bevölkerung.

Eklat blieb aus

Zuvor war ein möglicher Eklat ausgeblieben. Nachdem Kunstschaffende gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ protestiert hatten, gab es von einzelnen die Ankündigung, die Felsenreitschule zu verlassen, wenn Landeshauptmann Wilfried Haslauer spricht. Es kam anders. Bei Haslauers Begrüßung blieb jedwede Aufregung aus. Stattdessen widmete sich der Salzburger Regierungschef dem Thema der "Wunder" - und appellierte, diese insbesondere im Alltag wahrzunehmen. 

Als Festredner war Nobelpreisträger Anton Zeilinger geladen. In einer vielschichtigen Rede plädierte der Physiker unter anderem dafür, den Blick für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu schärfen. "Kinder sind genuin begeistert von Wissenschaft und Kunst. Die Herausforderung ist nicht, Begeisterung zu wecken, sondern diese zu erhalten." Und in diesem Zusammenhang seien die Schulen gefordert, "mehr persönliche Interaktion" zu unternehmen - und den Einsatz von Computern zurückzufahren.

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