Unter zwölf Augen: Wer die Chefverhandler berät
Man weiß wenig über sie, über sie wird in den Medien selten berichtet, ihre Existenz ist oft nur Insidern bekannt. Und dennoch sind sie an den Entscheidungen, wie es in Österreich in den kommenden fünf Jahren weitergehen soll, wesentlich beteiligt.
Weil sie die wichtigsten Zuarbeiter ihrer Chefs sind. Und ihre Bosse, das sind Sebastian Kurz und Werner Kogler, die bald Österreich regieren werden.
Wenn sich Kurz und Kogler in der heißen Schlussphase der Koalitionsverhandlungen zu Vieraugengesprächen trafen, dann war das nicht ganz korrekt. Es waren zwölf Augen. Die restlichen Augenpaare gehören Stefan Steiner, Kurz’ Chefstrategen; Bernhard Bonelli, dem früheren Kabinettschef im Kanzleramt. Sie gehören Josef Meichenitsch, einem Kogler-Vertrauten; und Felix Ehrnhöfer, dem früheren grünen Klubdirektor.
Ehrnhöfer war in den 1990er-Jahren Klubdirektor gewesen und danach aus der Politik ausgestiegen. Er arbeitete als Generalsekretär für die Architekten-Kammer. In einer Nebenrolle kehrte er kürzlich auf die politische Bühne zurück, und zwar als Vize-Kabinettschef von Kanzlerin Brigitte Bierlein. Nun hat Kogler Ehrnhöfer als einen seiner wichtigsten Mitarbeiter zu den Koalitionsverhandlungen beigezogen. „Er hat einen guten Griff gemacht“, sagt der grüne Ex-Abgeordnete Karl Öllinger.
Stefan Steiner: Chefstratege von Kurz
Felix Ehrenhöfer: früherer Klubdirektor der Grünen
Bernhard Bonelli: früherer Kabinettschef im Kanzleramt
Josef Meichenitsch (Rechtsaußen): Kogler-Vertrauter
Er kennt Ehrnhöfer aus gemeinsamen Klubzeiten. „Ehrnhöfer hat selbst nie Politik gemacht, aber er weiß, wie Politik funktioniert“, sagt Öllinger. Er erinnert sich, wie Ehrnhöfer die Grünen öfter belehrt habe, dass andere Parteien nicht so idealistisch denken wie die Grünen, sondern eher in Machtkategorien. „Ehrnhöfer weiß, wie die ÖVP tickt“, sagt Öllinger.
Meichenitsch hatte „immer schon eine Leidenschaft für Zahlen“, erklärt Öllinger. Und verstehe sich mit Kogler blendend. Er ist sein Alter Ego. Meichenitsch hat in der Finanzmarktaufsicht Geldwäsche bekämpft. Jetzt soll er Finanzstaatssekretär werden.
Bernhard Bonelli hat schon das türkis-blaue Regierungsprogramm mitverfasst und mit der FPÖ unter anderem die Kassenreform und die Mindestsicherung auf Schiene gebracht. Bonelli ist verheiratet, hat drei Kinder, Kurz war sein Trauzeuge. Der Niederösterreicher ist gläubiger Katholik.
Stefan Steiner, ebenfalls verheiratet, drei Kinder, hat der Familie zuliebe alle Politikerposten ausgeschlagen. Er ist hauptberuflich Chefstratege und weicht Kurz nicht von der Seite. Steiner spricht fließend türkisch, er lebte bis zur Matura in Istanbul.
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