„Gerade jene Budgetposten, die nicht von der Weltkonjunktur oder dem Krieg in der Ukraine abhängen, sollten seriös geplant werden“, kritisiert Günther Oswald, wirtschaftspolitischer Berater des Neos Lab, im KURIER. Der Budgetdienst sieht in seiner jüngsten Analyse des Finanzrahmens einen Mangel an Nachvollziehbarkeit: Die „den Budgetwerten zugrunde liegenden Mengen- und Wertegerüste bei den Auszahlungsänderungen“ würden weitgehend nicht erläutert.
Ist seriöse Budgetplanung im chronischen Krisenmodus überhaupt möglich?
Sie sei zumindest „sehr schwierig“, sagt WIFO-Steuerexpertin Margit Schratzenstaller. Wegen der Krisen werden Lieferketten immer wieder unterbrochen, was sich auf die Konjunktur und damit auf staatliche Einnahmen auswirkt. Notwendige Ausgaben für Reformen in Bereichen wie Pflege, Klimaschutz oder Bildung belasten das Budget zusätzlich. „Angesichts dieser langfristig steigenden Ansprüche an die öffentlichen Haushalte wäre es jetzt umso wichtiger, endlich die großen Strukturreformen im öffentlichen Sektor einzuleiten“, sagt Schratzenstaller. Der Gesundheits- und Bildungsbereich müsse etwa effizienter gestaltet, das Pensionsantrittsalter effektiv angehoben werden.
Welche weiteren Maßnahmen gegen die Teuerung sind nötig?
Die Regierung hat 3,7 Milliarden Euro in die Hand genommen, um Haushalte punktuell zu entlasten – darunter der Energiebonus in Höhe von 150 Euro pro Haushalt und der Teuerungsausgleich für sozial Schwache in Gesamthöhe von 300 Euro. „Vor allem für geringe Einkommen, die wenig Spielraum haben, braucht es noch weitere Maßnahmen, um die in den Bereichen Lebensmittel und Energiekosten stark gestiegenen Ausgaben zu decken“, sagt Schratzenstaller. Sozial treffsicher seien weitere einmalige oder temporärere Zahlungen an Haushalte mit geringen Einkommen.
Welche Maßnahmen setzen andere Staaten?
„Die meisten Länder helfen in einem viel geringeren Ausmaß oder diskutieren sogar noch über erste Maßnahmen“, sagt Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Im europäischen Vergleich trifft dieser Befund zu. Die Regierung plant dennoch weitere kurz- und mittelfristige Entlastungen. Die Opposition fordert etwa ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.
Welche Maßnahmen sollen mittelfristig folgen?
Geplant ist eine Abschaffung der kalten Progression, auch über eine Senkung der Lohnnebenkosten und der Tarifstufen wird diskutiert.
Wie steht Österreichs Konjunktur im internationalen Vergleich da?
Konjunktur-Prognosen ändern sich aktuell laufend. Oswald meint mit Blick auf die jüngere Vergangenheit: Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) würden zeigen, dass im OECD-Vergleich nur sieben Länder schlechter durch die Corona-Krise gekommen seien als Österreich. „Während die reale Wirtschaftsleistung in den meisten Ländern im Vorjahr bereits wieder über dem Niveau von 2019 war, lag sie in Österreich um 2,6 Prozent darunter.“ Bei den Wachstumsprognosen für 2022 liegt Österreich dafür im EU-Spitzenfeld.
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