Strache: "Ich kann keine Pandemie erkennen"

Strache: "Ich kann keine Pandemie erkennen"
Der Ex-FPÖ-Chef legte in "Pressestunde" seine Sicht der Corona-Krise dar - und wie er bei der Wien-Wahl reüssieren will.

Weltweit wurden bisher mehr als 30 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, in Österreich knapp 40.000. Dennoch meinte Heinz-Christian Strache am Sonntag in der ORF-"Presestunde": "Ich kann keine Pandemie erkennen."

Aktuell hätten 95 Pozent der Infizierten keine Symptome, fünf Prozent seien in Spitalsbehandlungen. Auf den Einwand, dass maximal 65 Prozent der Fälle asymptomatisch verliefen, meinte Strache, dass die Zahlen, die ihm vorlägen, und die Experten, die er kenne, keinen Anlass böten, dass die Situation "angst- und besorgniserregend" wäre.

"Gesellschaft in Geiselhaft"

Zugleich kritisierte er den Kurs der Regierung scharf, die die "Gesellschaft in Geiselhaft" nähme und diese somit gegen die "Wand" fahre. Gemeint waren der Lockdown sowie die neuerliche Verschärfung der Maßnahmen, die ab Montag in Kraft treten. Zugleich wandte er sich auch gegen die erweiterte Maskenpflicht. In öffentlichen Verkehrsmittel oder im öffentlichen Raum sei das ja ok, aber eine "Generalisierung" lehne er ebenso ab wie eine Impfpflicht, wie sie die Landeshauptleute von Oberösterreich, Stelzer, und Burgenland, Hans-Peter Doskozil, ins Spiel gebracht hätten. Der Schaden, der durch solche rigorose Maßnahmen etwa für die Gastronomie oder den Tourismus hervorgerufen werde, sei dramatisch.

Er selbst, der bei der Wien-Wahl in drei Wochen mit der Liste HC Strache antritt, habe noch keinen Infizierten getroffen, obwohl er bereits viele öffentliche Auftritte hatte - samt Händeschütteln. Für den Urnengang am 11. Oktober will er "Richtung zehn Prozent der Stimmen" kommen. Vor allem mit dem alt bekannten Thema Migration. In einem Werbeclip ist zu sehen, wie Strache im Gastgarten von einem Muezzin-Ruf aufgeschreckt wird - obwohl es einen solchen in ganz Wien nicht gibt.

"Parallelgesellschaften"

Doch der Politiker bleibt bei seinem Leibthema: In der Bundeshauptstadt würden zwei Drittel der Volksschüler nicht Deutsch als Umgangssprache verwenden. Schuld sei die Stadtregierung, die "Parallelgesellschaften gefördert und (dem türkischen Präsidenten; Anm.) Erdogan den roten Teppich ausgerollt" habe. Und weiter: "In vielen Bereichen Wiens haben wir eine Islamisierung - Menschen haben Angst, sich dort zu bewegen."

Bundespolitische Ambitionen

Strache zeigte in dem Gespräch auch bundespolitische Ambitionen: Sollte es mit seiner Liste, die er als Start-up bezeichnete, Richtung zehn Prozent gehen, könnte das "ein politisches Erdbeben über die Landesgrenze Wiens hinweg auslösen".

Breiten Raum nahmen auch die Themen Spesen-Affäre und Ibiza-Video ein. Straches Verteidigungslinie in beiden Fällen: "Ich bin ein unbescholtener Bürger." Es handle sich um "verkürzte oder falsche" Vorwürfe. Man wolle ihn mit Verleumdungen und Desinformationen mundtot machen.

Konkret zu den Spesen, die Strache als FPÖ-Obmann für private Zwecke aus der Parteikassa erhalten haben soll (die Rede ist von 580.000 Euro): "Ja, ich hatte, als Obmann auch Aufwendungen." Alles seien korrekt genehmigte und geprüfte Spesen gewesen. Verantwortungsträger hätten Rechnungen manipuliert. Der Prüfverantwortliche damals sei übrigens Dominik Nepp gewesen, der jetzt für die FPÖ in den Wien-Wahlkampf zieht. Einer Öffnung seiner Konten sehe er, Strache, gelassen entgegen.

Im Zusammenhang mit Ibiza sprach der ehemalige Vizekanzler von "rechtswidrigen Filmaufnahmen während meines Urlaubs", durchgeführt von einer kriminellen Organisation, die ihn "vernichten" wollte. Man habe ihm "illegale Drogen untergejubelt". Dieser "kriminelle Akt" habe zu seiner Verhaltensänderung geführt. "Ich habe für dummes Reden die Höchststrafe bekommen", und er habe die Konsequenzen gezogen, "obwohl ich nichts angestellt habe", sagte Strache.Offenbar habe man über "so genannte investigative Journalisten aus dem Ausland eine gut funktionierende Regierung über das Ausland wegsprengen wollen".

Falls bei den Erhebungen doch etwas rauskommen sollte und er angeklagt werde, werde er - zunächst - dennoch in der Politik bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

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