Das Ibiza-Video ist vor fast einem Jahr veröffentlicht worden. Dem KURIER erzählt er, wie sein Jahr war, blickt zurück und nach vorne.
"Von der Optik her war das Video natürlich ein PR-Super-GAU. Würde ich das Gesagte teilweise zurücknehmen? Natürlich. Aber stellen Sie sich einmal vor, man würde Sie bei jedem privaten Zusammensein im Urlaub über sieben Stunden aufnehmen. Würden Sie da alles auf Punkt und Beistrich so stehen lassen? Sicher nicht", sagt Strache.
Als das Video am Freitagabend, 17. Mai 2019 veröffentlicht wurde, sei das ein Schock gewesen. Nicht nur wegen seiner Karriere. Auch die Sorge, dass auch seine Familie „bespitzelt“ worden sein könnte, habe ihm Angst gemacht.
Strache trat am Tag danach als Vizekanzler zurück. Das würde er heute wieder tun. Aber: "Der Rücktritt als Parteichef war ein Fehler", sagt er. "Ich habe einerseits unterschätzt, wie sehr ehemalige Mitstreiter diese Situation aus Selbstherrlichkeit und Eigeninteressen ausnutzen wollten, und andererseits den machiavellistischen Wunsch nach der Macht von Sebastian Kurz und seiner ÖVP."
Auf die Türkisen ist der Wiener Bürgermeisterkandidat prinzipiell nicht gut zu sprechen. "Eine funktionierende und gut arbeitende Regierung musste dem Wunsch nach einer türkisen Alleinregierung Platz machen. Und mit den Grünen ist das ja jetzt gelungen und gelingt offensichtlich weiter", sagt er – der Unterton ist zynisch.
Das Ibiza-Video war aber nur der Anfang vom Ende: Er verzichtete auf ein EU-Mandat in dem Glauben, in Österreich wieder an die Spitze "seiner FPÖ" zurückkehren zu können. Ein Irrtum.
Es folgten Vorwürfe, unrechtmäßig Spesen verrechnet zu haben. Später gab es Berichte über Geldkoffer, die er als Bestechung von russischen Oligarchen erhalten haben soll. Und auch seine Frau Philippa rückte in den Fokus. Die FPÖ wollte ihren Einzug ins Parlament verhindern, mittlerweile sitzt sie als "wilde Abgeordnete" im Hohen Haus.
Und jetzt? Lebt es sich mit ruiniertem Ruf tatsächlich gänzlich ungeniert? Woher kommt die Motivation, sich die Politik noch einmal anzutun? "Viele Bürger haben mir die letzten Monate Mut zugesprochen und mich ersucht, mich gegen solche hinterhältigen Aktionen zu wehren, ein politisches Comeback in Angriff zu nehmen und wie Phönix aus der Asche zu steigen." In Wien strebt er mit einer "modernen, rot-weiß-roten Bürgerbewegung" ein zweistelliges Ergebnis an.
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