Startschuss für Klimaticket: Regierung reist im Bus zur Klausur
Es ist das Prestigeprojekt der Grünen in der Regierung und eines der beliebtesten für die kommende Legislaturperiode: Mobilitätsministerin Leonore Gewessler hat in ihrem Ministerium den Startschuss für das 1-2-3-Klimaticket gegeben.
Zur Erinnerung: Geplant ist, Jahrestickets für alle Öffis stark zu verbilligen. Die Tickets sollen pro Bundesland und Jahr nur mehr einen Euro pro Tag kosten, für zwei Bundesländer zwei Euro und für alle neun Bundesländer drei Euro. Geplant sind also Jahresticketpreise von 365 Euro für ein Bundesland, 730 Euro für zwei und 1.090 Euro für alle neun Bundesländer.
Aufgestellt wurde nun ein sechsköpfiges Projektteam aus Ministerium und Kabinett, wobei sich Generalsekretär Herbert Kasser stark einbringen wird. Auch externe Expertise soll zugezogen werden, zudem seien bereits Studien in Auftrag gegeben worden. Man verspüre derzeit „Rückenwind“, ist aus dem Ministerium zu erfahren.
Umgehend erfolgen soll sowohl der Kontakt mit den unterschiedlichen privaten Öffi-Dienstleistern als auch mit Vertretern der Städte, Gemeinden, Bundesländer und den sieben Verkehrsverbünden. Nur wenn man mit denen auf einen gemeinsamen Nenner komme, kann es mit dem „Herzensprojekt“ der Ministerin auch etwas werden.
Bis zum Sommer soll eine erste Sondierung mit allen Öffi-Partnern abgeschlossen sein, heißt es aus dem Ministerium. Einen konkreten Zeitplan, bis wann die Tickets angeboten werden sollen, gibt es noch nicht. „Möglichst rasch“, heißt es dazu aus dem Ministerium.
Raus aus dem CO₂:
Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen, also: kein Erdöl, kein Erdgas, keine Kohle. Da derzeit noch zwei Drittel der Gesamtenergie von diesen fossilen Energieträgern kommen, wird die Transformation alles andere als einfach. Ein Lösungsansatz ist eine Verbesserung des Öffi-Verkehrs.
1-2-3-Klimaticket
Spätestens bis Ende der Legislaturperiode sollen sehr günstige Jahrestickets für alle Öffis kommen.
Zwei Verkehrsmilliarden
Geplant sind bis 2024 je eine Milliarde Euro nur für den Ausbau und eine bessere Taktung des Nahverkehrs und des Regionalverkehrs.
Nicht kostendeckend
Die Kosten eines 1-2-3-Tickets wären freilich nicht kostendeckend. Ein Beispiel: Die 365 Euro, die man für eine Jahreskarte der Wiener Linien bezahlen muss, decken die wahren Kosten zu 60 Prozent. „Den Rest begleicht der Steuerzahler“, erklärt Günter Emberger, der Leiter des Instituts für Verkehrsplanung an der TU Wien. Die öffentliche Hand trage diese Kosten, weil sie dadurch an anderer Stelle spare, etwa bei Kosten für Straßeninfrastruktur, Unfälle und nicht zuletzt für die Klima- und Umweltbelastung durch den motorisierten Individualverkehr.
Co2-sparende Anreise?
Das Klimaticket soll bei der heute in Krems stattfindenden ersten Regierungsklausur nur am Rande behandelt werden. Die Anreise wird die Regierung mit einer gemeinsamen Busfahrt vom Bundeskanzleramt weg absolvieren. Die Klimabilanz eines vollbesetzen Busses ist im Vergleich zum Pkw gut. Zwar verbraucht ein Reisebus über 40 Liter Diesel pro 100 Kilometer, dividiert man das aber durch die Anzahl der 17 Regierungsmitglieder und deren Mitarbeiter, ist der Pro-Kopf-Ausstoß überschaubar.
Der KURIER hat sich die verschiedenen Anfahrtsmöglichkeiten zur Klausur in Krems angesehen und Dauer, Kosten sowie den -Verbrauch verglichen. Am ökologisch schlechtesten schneidet dabei die Benzin-Dienstlimousine mit rund 21 Kilo ab.
Mit den Öffis dauert es zwar ein wenig länger, dafür ist die Ökobilanz aber gut. Am saubersten wäre es natürlich mit dem Fahrrad (mehr als vier Stunden Fahrzeit). Oder per Wanderung durch den Wienerwald. Gemäß Google-Maps dauert der Fußweg über 14 Stunden. Das zieht aber wohl niemand in Betracht.
Kommentare