Brennpunktschulen: Starke Führung und "offene Klassen" als Ausweg?

Symbolbild
Wiener Studie untersucht Erfolgsfaktoren erfolgreicher Londoner Schulen mit vielen sozial benachteiligten Schülern. In Österreich Bedarf nach mehr Freiraum, Zeit und Ressourcen für Direktoren.

In der Frage, wie man Brennpunktschulen "drehen" und die Schülerinnen und Schüler trotz schwieriger Startvoraussetzungen auf ein gutes Bildungsniveau bringen kann, nehmen England und speziell London seit einigen Jahren eine Vorreiterrolle ein. Entscheidend für den Erfolg ist, dass die Schulleiter eine klare Vision haben, die Lehrer sich für den Lernerfolg verantwortlich fühlen und stetig gemeinsam an der Verbesserung des Unterrichts arbeiten, zeigt eine Studie aus Wien.

In englischen Großstädten wie London gab es in den ausgehenden 1990ern an vielen öffentlichen Schulen massive Probleme mit Bandenwesen, Drogen, Gewalt und Radikalismus. Entsprechend schlecht schnitten diese Schulen auch bei den landesweiten GCSE-Leistungstests unter 16-Jährigen bzw. bei Schulinspektionen ab. In den 2000er-Jahren aber gelang zahlreichen Standorten mit besonders vielen Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien mit Migrationshintergrund eine nachhaltige Trendwende. 2013 erzielten die Londoner Schülerinnen und Schüler bereits die landesweit besten GCSE-Ergebnisse, besonders stark waren die Verbesserungen bei benachteiligten Schülern. Auch beim Anteil an Schülern, die in einer weiterführenden oder höheren Ausbildung bleiben, wurden Spitzenwerte erreicht.

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Auf der Suche nach den Erfolgsfaktoren hat ein Team um Roland Bernhard, Professor für Schulentwicklung und Leadership an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems, dafür 22 Führungskräfte in elf englischen Schulen befragt, die trotz fordernder Rahmenbedingungen besonders gute Lernergebnisse erreichen. Für Österreich können die Ergebnisse für Bernhard als Vorbild dienen, um rasch und nachhaltig zu mehr Bildungsgerechtigkeit zu kommen. "Radikale Verbesserung von Lernleistungen ist selbst in den allerwidrigsten Umständen immer möglich."

Entscheidend für den Erfolg der untersuchten Schulen war einerseits pädagogisches Leadership der Schulleitungen. In den Interviews betonten diese die Bedeutung einer klaren Vision, die darauf abzielt, dass die Schülerinnen und Schüler besser lernen. Schulleitung und Lehrpersonal übernehmen außerdem - trotz der ungünstigen Voraussetzungen der Schüler - die Verantwortung für deren Lernergebnisse.

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"Lernen von den Besten"

Gleichzeitig zeigt die Studie an diesen Schulen einen konsequenten Fokus auf Unterrichtsqualität. Neben Fortbildungen stehen nach dem Motto "Lernen von den Besten" die Klassenzimmer immer offen, Lehrkräfte geben einander Feedback und besonders erfolgreiche Pädagogen zeigen vor, wie hervorragender Unterricht funktioniert. Außerdem gibt es in den Daten zahlreiche Hinweise darauf, dass Entscheidungen zur Schulqualitätsentwicklung unter Heranziehung von bereits publizierter Forschung getroffen oder dass dafür selbst kleinere Forschungsprojekte an der Schule durchgeführt werden.

In Österreich sind die Schulleitungen in ihren Handlungsmöglichkeiten durch einen Mangel an Freiraum, Zeit und Ressourcen vergleichsweise eingeschränkt, wird in der Studie betont. "Wenn Schulleitungen mit administrativen Tätigkeiten 'zugedeckt' werden - dies ist eine häufige Klage von Schulleitungen in Österreich - wird echtes pädagogisches Leadership kaum möglich sein", fordert Bernhard eine Entlastung von Administration und die Einführung eines mittleren Managements.

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Die für die Studie interviewten Führungskräfte werden von ihren Schulen hingegen für evidenzbasierte Schulentwicklung und Forschungsengagement "freigespielt". Dazu gibt es weitere Personen, die für die Schulentwicklung verantwortlich sind und deren Lehrverpflichtung dafür reduziert wird. Dabei können sie auch auf als Praxismodule aufbereitete Forschungsergebnisse von Organisationen wie der Education Endowment Foundation zurückgreifen. Solche Zugänge wären auch hierzulande hilfreich, um Forschungsergebnisse stärker in der Praxis verankern zu können, wünschen sich die Studienautoren.

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