Sprickler-Falschlunger erneut Parteichefin der SPÖ Vorarlberg

44. SPÖ LANDESPARTEITAG VORARLBERG: SPRICKLER-FALSCHLUNGER
Die Allgemeinmedizinerin hat die Partei bereits zwischen 2016 und 2018 geführt.

Die 65-jährige Allgemeinmedizinerin Gabriele Sprickler-Falschlunger hat zum zweiten Mal den Parteivorsitz der Vorarlberger Sozialdemokraten übernommen. Wie schon zwischen 2016 und 2018 soll sie eine "Interimslösung" sein. Sprickler-Falschlunger ist nicht angetreten, um den Vorarlberger Sozialdemokraten selbst zu Höhenflügen zu verhelfen. Vielmehr geht es für sie darum, bis zur Landtagswahl 2024 eine Persönlichkeit zu finden, die die SPÖ langfristig führen kann und will.

Karriere beendet

Eigentlich hatte Sprickler-Falschlunger ihre politische Karriere nach der Landtagswahl 2019 beendet. Sie praktizierte weiter als Ärztin (bis heute) und blieb ein "politischer Mensch", wie sie selbst sagte. Die Vorgänge in der SPÖ Vorarlberg in den vergangenen Wochen und Monaten - offener Streit um den Parteivorsitz und Misstrauen - bewogen sie nun, den Schritt zurück in die Politik zu wagen. Der Wunsch aller in der SPÖ sei es, "uns endlich wieder auf Inhalte zu konzentrieren und persönliche Befindlichkeiten in den Hintergrund zu stellen", sagte sie. Sie sei davon überzeugt, dass es ihr gelingen werde, die aufgerissenen Gräben in der Partei wieder zuzuschütten, "damit wir gemeinsam an den dringendsten Problemen arbeiten können". 

Obwohl Sprickler-Falschlungers Sätze aktuell sind, könnten sie auch aus dem Jahr 2016 stammen. Als der aktuelle Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch damals den Vorsitz zurücklegte, stand die Partei schlecht da. Sie wurde seitens der Partei dringend gebeten, den Vorsitz zu übernehmen ("Wenn man in einer heiklen Situation etwas zur Lösung beitragen kann, hat man die Pflicht, das zu tun. So bin ich aufgewachsen").

Vermittlerin

Die 65-Jährige sollte einen geeigneten Parteichef suchen, den sie in der Person von Martin Staudinger fand. Allerdings standen von vornherein nicht alle SPÖ-Granden hinter dem heute 42-jährigen Bürgermeister von Hard. Staudinger hätte Klubobmann Thomas Hopfner an der Parteispitze bevorzugt und beurteilt die damalige Arbeit von Sprickler-Falschlunger heute kritisch: "Strukturell Frieden hineinzubringen ist ihr nicht gelungen", sagte er. Sich selbst sah und sieht die 65-Jährige als gute Vermittlerin innerhalb der Partei. "Ich habe zu allen ein intaktes Verhältnis", stellte sie kurz vor dem Parteitag fest.

Sprickler-Falschlungers Begeisterung für die Sozialdemokratie entspringt ihrem Aufwachsen in einer Eisenbahner-Siedlung. "Mich erschüttert, dass nach wie vor vielfach die Herkunft entscheidet, was aus einem wird", sagte sie einst im Gespräch mit der APA. Schon ihr Vater Karl hatte es in den 1990er-Jahren bis an die Spitze der Vorarlberger Sozialdemokratie geschafft. Ihre Parteimitgliedschaft geht auf das Jahr 1999 zurück, im Jahr darauf wurde sie Stadträtin in Dornbirn.

Geradlinigkeit

2009 kam sie in den Landtag, wo sie durch Kompetenz und Geradlinigkeit auffiel. Inhaltlich scheute sie keine Konfrontation, blieb hart und setzte sich zur Wehr, wenn sie sich persönlich angegriffen fühlte. Als ihr Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) im Landtag "einfältige Argumentation" unterstellte, forderte sie eine Entschuldigung dafür: "Was glauben Sie eigentlich? Wo sind denn Sie sozialisiert?" 

Mit derselben Resolutheit wird Sprickler-Falschlunger den Neuaufbau der Partei versuchen und eine Persönlichkeit für ihre Nachfolge bestimmen. Verbesserungspotenzial gibt es zuhauf. Seit der Landtagswahl 2019 stehen die Vorarlberger Sozialdemokraten bei 9,46 Prozent Stimmenanteil (vier Mandate), was eine Verbesserung gegenüber 2014 bedeutete. Lediglich vier von 96 Vorarlberger Bürgermeistern sind Sozialdemokraten.

Zur Person: Gabriele Sprickler-Falschlunger, geboren am 21. August 1956 in Bregenz. Gelernter und ausgeübter Beruf: Allgemeinmedizinerin. Von 2000 bis 2009 Stadträtin in Dornbirn, von 2009 bis 2019 Landtagsabgeordnete. Sprickler-Falschlunger ist geschieden und Mutter einer Tochter.

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