SPÖ-Chef Doskozil: "Dieses Risiko war mir bewusst“
Nach dem Absingen des Liedes der Arbeit und der Internationalen hatte sich der Tagungssaal relativ rasch gelehrt. Andreas Babler verließ die Bühne, ohne am Weg nach draußen Interviewwünsche zu erfüllen. Hans Peter Doskozil hingegen blieb noch einige Zeit, um die Gratulationen seiner Unterstützer entgegen zu nehmen.
Er stellte sich vor seiner Abreise noch einem kurzen KURIER-Interview. Zu den notwendigen personellen Entscheidungen wollte er aber noch nicht Stellung nehmen. Dazu tagt am Dienstag der Bundesparteivorstand.
KURIER: Herr Doskozil, sind Sie überrascht, dass die Abstimmung so knapp ausgegangen ist?
Hans Peter Doskozil: Überrascht? Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist. Ich war ja nach der Mitgliederbefragung auch dafür, dass dieser Parteitag, diese Abstimmung entscheiden soll. Das Ergebnis muss jetzt erst einmal langsam sacken, das muss sich setzen. Parteivorsitzender zu sein ist etwas ganz Besonderes, wenn man von Herzen Sozialdemokrat ist.
Wann wird der erste Arbeitstag in der Parteizentrale in der Löwelstraße in Wien sein?
Für Montag ist schon ein Termin ausgemacht. Ich will jetzt natürlich einmal alle Mitarbeiter treffen, um ein paar Dinge durchzusprechen und mich persönlich vorzustellen. Das ist das Gebot der Stunde.
Und dann wird es aller Voraussicht nach am Dienstag einen Bundesparteivorstand geben.
Wo dann auch die personellen Entscheidungen getroffen werden? Zum Beispiel, wer die Bundesgeschäftsführung übernimmt.
Es gibt gewisse Dinge, die man dort Revue passieren lassen muss. Und dann werden natürlich die ersten personellen Weichenstellungen, die notwendig sind, getroffen.
Gibt es schon einen Bundesgeschäftsführer in Warteposition?
Ich bin der Meinung, dass das dann am Dienstag entschieden wird.
Angesichts dieser Turbulenzen und nach so einer Kampfabstimmung in der Partei ist viel zu tun. Wie soll sich das ausgehen, wenn Sie neben dem Bundesparteivorsitz weiterhin auch noch Landeshauptmann sind?
Man hat heute schon gesehen, dass die Stimmung sehr positiv war. Natürlich gab es auch kritische Stimmen und auch Verletzungen. Die Grundstimmung war aber eine, die Aufbruchstimmung, die einen gemeinsamen Weg signalisiert. Das muss man jetzt aufgreifen. Man muss natürlich auch die Hände ausstrecken, da gibt es gar keine Frage. Und dann wird das, was wir uns vornehmen, auch gelingen.
Am Ende des Parteitags haben Sie Ihren Kontrahenten Andreas Babler auf die Bühne geholt. Gibt es für ihn nun in der Partei eine besondere Funktion, oder war das nur ein Zeichen der Zusammenarbeit?
Aus meiner Sicht war das natürlich ein starkes Signal der Zusammenarbeit. Man muss ganz einfach respektieren, dass Andi Babler einen tollen Wahlkampf gemacht hat. Er hat stark mobilisiert, das hat man heute auch gesehen. Die Resonanz auf seine Rede muss man auch akzeptieren. Das steht außer Zweifel. Es geht aber heute nicht darum, wer welche Funktionen erhält. Es geht nicht um Personen, sondern es geht um die Partei.
Aber Sie sind der Überzeugung, dass trotz des knappen Ergebnisses die Partei in Zukunft wieder geeint auftreten wird.
Ich habe im Vorfeld schon gewusst, was ich mache und auf was ich mich einlasse. Dieses Risiko und diese Herausforderung waren mir durchaus bewusst. Wenn ich nicht überzeugt davon wäre, diesen Weg auch gehen zu können, dann hätte ich all diese Schritte nicht gesetzt.
Muss der burgenländische Landeshauptmann jetzt gar nach Wien übersiedeln?
Jetzt aktuell natürlich nicht, das habe ich immer gesagt. Ich habe im Burgenland meine Funktion auszuüben, ich habe auch gleichzeitig in der Löwelstraße meine Funktion auszuüben. Das werde ich beides auch wahrnehmen. Das ist natürlich für eine gewisse Zeit eine Doppelbelastung, aber es ist für mich eine tolle Herausforderung. Es geht um Inhalte, es geht um Wahlen, es geht um die Sozialdemokratie. Daher werden wir das alles auch erfüllen.
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