Doskozils Parteitagsrede: "Was würde uns Kreisky an den Kopf werfen?"

Doskozils Parteitagsrede: "Was würde uns Kreisky an den Kopf werfen?"
Der Burgenländer ging auf viele Vorhalte ein: Beispielsweise, dass er keine Politik für Frauen macht - oder dass seine Stimme nicht hält.

Hans Peter Doskozil darf eröffnen: Das Los hat bestimmt, dass der burgenländische Landeshauptmann vorlegen soll. Und Doskozil beginnt seine Parteitagsrede mit einem Bild - nämlich mit dem von Bruno Kreisky, das in seinem Büro hängt. 

"Was würde er wohl sagen, uns an den Kopf werfen? Wie würde er sich über die Dinge aufregen? Was würde er zu Wahlergebnissen sagen?", fragt Doskozil rhetorisch in die Runde - und gibt in seiner ziemlich genau 45 Minuten dauernden Rede einige Antworten. 

Doskozils Parteitagsrede: "Was würde uns Kreisky an den Kopf werfen?"

Gleich zu Beginn weist der Landeshauptmann darauf hin, dass nicht Theorien und Ideen, sondern konkrete Maßnahmen gefragt sind. 

"Die Menschen erwarten sich, dass wir ihnen dienen, sie vertreten. Sie erwarten sich Lösungen!" Vielleicht, so Doskozil,  "haben wir verlernt, den Interessen der Bevölkerung zu dienen".

Es ist das erste Mal, dass Applaus aufbrandet. 

Selbstkritik

Doskozil fordert Selbstkritik. "Vielleicht haben wir zu sehr darauf geachtet, wie geht’s uns als Funktionäre!" Gefragt seien nun aber Empathie und Verständnis, das Hineinhören. "Wir müssen Dinge verändern." Das sei nötig, damit man glaubwürdig bleibe.

Das ist die zweite Stelle, an der Applaus aufbrandet. 

Doskozils Parteitagsrede: "Was würde uns Kreisky an den Kopf werfen?"

Man müsse, so Doskozil, einen Bogen spannen. "Personell wie thematisch."

An dieser Stelle kommt er auf ein heikles Thema, den Mindestlohn und wie man diesen gesetzlich verordnet. Die Gewerkschaft hat wenig Freude mit der Forderung - Kollektivverträge sind Sache der Sozialpartner.

Doskozil spricht es direkt an, und sagt in Richtung der SPÖ-Gewerkschafter: "Bitte lassen wir uns nicht auseinanderdividieren! Das oberste Ziel darf nicht das Wie sein, sondern dass die Menschen mehr Geld bekommen."

"Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren"

Für die Sozialleistungen heiße das: "Die SPÖ muss die Einkommens- und Vermögensverhältnisse so organisieren, dass die Menschen keine Sozialleistungen brauchen!"

An dieser Stelle bekommt Doskozil sehr viel Applaus.

Eines seiner zentralen Themen ist die Pflege: Diese müsse gemeinnützig sein und bleiben. "Pflegeheime und die Pflegeinfrastruktur dürfen keine Gewinne machen", sagt er - und legt sich am Ende noch mit der Ärztekammer an. "Die kann nicht über sich selbst bestimmen und entscheiden, ob man einen Wochenenddienst macht oder nicht!" Ähnlich wie in Dänemark solle es keine Zwei-, Drei- oder Vierklassenmedizin geben, sondern ein Versprechen des Staates, dass man innerhalb einer bestimmten Zeit bei Operationen oder diagnostischen Maßnahmen jedenfalls einen Termin bekommt. Und: Wer in Österreich zum Arzt ausgebildet wird, soll sich dem öffentlichen Gesundheitssystem auch eine gewisse Zeit zur Verfügung stehen. 

Frauenpolitik

Hans Peter Doskozil geht auch auf den Vorwurf ein, er mache keine Politik für Frauen.

Er sei nicht prinzipiell gegen die Quote. Aber viel wichtiger sei ihm zu sagen. "Die Frauen sitzen dort, weil sie qualifiziert sind, nicht wegen der Quote."

Die Themen Migration oder Klimawandel schafft Doskozil in Ermangelung der Zeitvorgabe nicht mehr. 

Doskozils Parteitagsrede: "Was würde uns Kreisky an den Kopf werfen?"

Am Schluss aber geht er noch auf einen der wichtigsten, einen auf der Hand liegenden Vorbehalt ein, nämlich: seine Stimme. 

Der Burgenländer gibt ein Versprechen ab: "Ich verspreche euch, dass die Stimme funktioniert." Er wisse nicht, ob er nicht ein sechstes oder siebtes Mal operiert werden müsse. Eines sei aber klar: "Die Stimme wird nicht verloren gehen." 

Dann schließt er - und bekommt stehende Ovationen. Nicht von allen, aber von vielen. 

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