Babler hat eine programmatische Rede in Richtung Links gehalten. Mit einer Dramaturgie, die auch auf einer Redeunterlage festgehalten war. Hans Peter Doskozil hat auf jegliche Redeunterlage verzichtet. Er hat sich auch nicht strikt an jene Themen gehalten, die ihm sein engstes Team mitgegeben hatte. Nach dem Motto: Ich bin Hans Peter Doskozil. Ich habe im Burgenland immer auch umgesetzt, was ich als Landeshauptmann angekündigt habe. Ich müsst mich so nehmen, wie ich bin. Und ich bin in meinem Bundesland erfolgreich.
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Spiel mit der Stimme
Deshalb waren die ersten beiden Themen auch leistbares Wohnen, der Mindestlohn und die Pflege. Und sein Kampf gegen die Ärztekammer, den er schon im Jänner angekündigt hatte. Dazu brauchte er keine Redeunterlage. Genauso ist seine Ansage zu verstehen, dass die Stimme funktionieren wird. Die Partei müsse ihn so akzeptieren, wenn sie ihn an der Spitze haben will.
Der Welt von Hans Peter Doskozil entspricht auch, dass die meiste Arbeit bereits im Vorfeld passiert ist. Der Burgenländer hat es zwar mit der Dramaturgie am Parteitag nicht so genau genommen, im Vorfeld hat sein Team gemäß seinen Vorgaben aber sehr wohl in Richtung Stimmenmehrheit gearbeitet. Da wurde in allen Bundesländern, auch in Wien, abgesteckt, wie viele Delegiertenstimmen man theoretisch bekommen kann. Doskozil will da nie Details wissen, sondern nur, ob es am Ende funktionieren kann.
Zu Beginn des Parteitags tippte ein prominenter SPÖ-Funktionär aus dem Doskozil-Team übrigens auf 60 zu 40 Prozent für den Landeshauptmann. Dass es dann doch viel knapper geworden ist, lag sicherlich an der Parteitagsrede von Babler.
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Kein Kommentar zu Rendi-Wagner
Es ist aber auch das Wesen von Hans Peter Doskozil, dass er im Gegensatz zu Andreas Babler den Namen Pamela Rendi-Wagner nie in den Mund genommen hat. Weder bei seiner Rede noch bei seinen Dankesworten. Vielmehr gab es den Seitenhieb, dass er keinen Luftsprung machen werde. In Anspielung auf Rendi-Wagner, die bei ihrer ersten Wahl zur Parteiobfrau mit so einer Akrobatik auf der Bühne ihren Jubel unterstrichen hatte. Für ihn stehen eben noch immer Aussagen von Rendi-Wagner im Raum, die er ihr nicht verzeiht. Etwa ihre Rüge in der Corona-Zeit, dass Doskozil seine Landsleute gefährde.
Im Vorfeld des Parteitags war aus Eisenstadt zu hören gewesen, dass über Personalia in der Bundespartei noch nicht geredet worden ist. Das wird am Dienstag beim Bundesparteivorstand passieren, sagt Doskozil. Man kann davon ausgehen, dass er mit einem fixen Personalkonzept in die Sitzung gehen wird. Und dass er nur mit jenen Mitarbeitern zusammenarbeiten wird, von denen er auch überzeugt ist.
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