Ärzte fordern: Nur mehr mit Überweisung in die Spitalsambulanz

Ärzte fordern: Nur mehr mit Überweisung in die Spitalsambulanz
Viel Unzufriedenheit unter Medizinern: Laut Umfrage habe sich für 60 Prozent der Spitalsärzte die Arbeitsbedingungen in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Die Bereitschaft, möglichst lange im Job zu bleiben, ist überschaubar.
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Es sind wenig beruhigende Befunde, die eine aktuelle Befragung unter Spitalsärzten liefert, die die Ärztekammer in Auftrag gegeben hat. 60 Prozent geben darin an, dass ihre Arbeit in den vergangenen fünf Jahren unangenehmer geworden ist. Und lediglich 62 Prozent der Befragten würden nochmals den Arztberuf ergreifen. 

Die Online-Umfrage wurde vom IMAS-Institut durchgeführt. 3.851 aktive Spitalsärzte haben daran zwischen 6. Dezember und 6. Jänner teilgenommen. 

Doch was sind die Probleme, die für so viel Unzufriedenheit unter den Medizinern sorgen? 

An der Spitze – gemäß den Wahrnehmungen der Befragten – steht Personalknappheit (92 Prozent), gefolgt von mehr Aufwand für Patientendokumentationen zu Lasten ärztlicher Tätigkeit (85%) und steigendem Zeitdruck (78%).

Stichwort Arbeitszeitaufwand: Die eigentliche ärztliche Tätigkeit macht bei den Befragten gerade einmal 56 Prozent aus. Demgegenüber stehen 39 Prozent für Administration. Für Forschung und Lehre bleiben so nur noch fünf Prozent. Der Vergleich mit früheren Befragungen zeigt, dass der Administrationsaufwand in den vergangenen Jahren zugenommen hat. 

Wieder mehr Nachtdienste

Genauso wie die Zahl der Nachtdienste (Höchstzahl im Schnitt 5,8 pro Monat), nachdem es in diesem Bereich über einige Jahre eine Entspannung gegeben hatte. 

Und so wundert es wenig, dass die Bereitschaft, möglichst lange im Job zu bleiben, überschaubar ist: Für 75 Prozent ist es sehr bzw. eher unwahrscheinlich, dass sie ihre derzeitige Tätigkeit noch ausüben, wen sie 65 Jahre alt sind.

„Wenn 20 Prozent ihren Beruf sicher nicht mehr ergreifen wollen, ist das ein Alarmsignal, das Seinesgleichen sucht“, sagt Ärztekammer-Vizepräsident Harald Mayer, der für die Spitalsärzte zuständig ist. Er spricht von einem „Drama für die Gesundheitsversorgung“. 

Er plädiert für schärfere Maßnahmen, um die Patientenströme weg von den überlasteten Spitälern hin in den niedergelassenen Bereich zu lenken: „Ohne Überweisung durch den Hausarzt soll man als Patient nicht mehr eine Spitalsambulanz aufsuchen können“, lautet Mayers Vorschlag. In Skandinavien, dem Baltikum oder in den Niederlanden würden vergleichbare Regelungen klaglos funktionieren. Voraussetzung sei allerdings, dass der niedergelassene Bereich ausgebaut werde. Etwa mit Primärversorgungseinheiten, die tatsächlich sieben Tage die Woche offenhalten. 

Eine wichtige Rolle soll auch die Gesundheitshotline 1450 spielen, bei der laut Mayer 70 bis 80 Prozent aller medizinischen Probleme der Anrufer gelöst werden könnten. Wichtig sei aber, dass das Gesprächsdokumentation in ELGA eingespeist werde. So könne seitens des Spitals überprüft werden, ob dem Patienten tatsächlich empfohlen wurde, dieses aufzusuchen.

Nein zur Ambulanzgebühr

Wenig hält der Standesvertreter hingegen von der Wiedereinführung einer Ambulanzgebühr, wie sie zuletzt wieder diskutiert wurde. Zu heikel seien die Fragen, wie hoch eine solche Gebühr sein soll oder in welcher Form sie sozial zu staffeln wäre. Eher kann sich Mayer einen zehnprozentigen Selbstbehalt für Behandlungen vorstellen. 

Skeptisch ist Mayer, was die zuletzt wieder erhobene Forderung nach der Ausbildung von mehr Ärzten betrifft. „Wir bilden doppelt so viele aus, wie wir benötigen. Es kommen noch nicht genug im System an. Würde man noch mehr ausbilden, würde davon vor allem Deutschland profitieren, wo es tatsächlich zu wenige Absolventen gebe. 

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