Während in Brüssel um eine Einigung über eine „faire und solidarische“ Neu-Verteilung der Impfstoffe gerungen wird und der Bund mit den Ländern und den Regionen auszuloten versucht, welche härteren Maßnahmen man der Bevölkerung noch zumuten kann, bleibt der Impfplan weiterhin im Dunkeln.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen kritisiert, dass Firmen wie Astra Zeneca nicht die versprochenen Impfdosen liefert. Und die Bevölkerung kann nur mutmaßen, was denn ausgemacht war. Die Verträge sind unter Verschluss und werden nicht veröffentlicht.
Immerhin, Gesundheitsminister Rudolf Anschober erklärte in der ZiB2 am Montag, dass er und Bundeskanzler Sebastian Kurz diese Verträge (abgeschlossen von Beamten) schon einsehen dürfen. Dabei könnte oder sollte die Lösung des Problems nahe sein.
Die Rechnung zwischen Gesundheitsministerium und Kanzleramt geht so: Österreich hat knapp neun Millionen Einwohner. Über 16 Jahre alt und damit im Covid-impffähigen Alter sind rund 7,5 Millionen. Die Gemütslage der Österreicher ist recht positiv – maximal ein Drittel dürfte keine Impfung haben wollen. Das heißt: Es braucht Impfdosen für rund fünf Millionen Menschen im Land.
Und diese fünf Millionen sollten tatsächlich alle ein Impfangebot bis Ende Juni, also mit Abschluss des 2. Quartals, bekommen: Denn insgesamt rechnen die Gesundheitsbehörden bis Ende Juni mit 8,2 bis 8,8 Millionen Impfdosen. Demnach würde nur ein kleiner Teil der Impfwilligen bis dahin keine zweite Impfdosis erhalten haben.
Zwei Dosen erfordern bis auf den Impfstoff von Johnson&Johnson (J&J) alle. Womit wir beim ersten Problem wären: Laut interner Kommunikation ist derzeit fraglich, wann der Pharmariese J&J sein Vakzin auch nach Österreich liefern wird. Die Hoffnung ist, dass in etwa drei Wochen, also Mitte April, 50.000 Dosen (für die Vollimmunisierung von 50.000 Menschen) eintreffen sollen. Ab Juni sollten dann bis zu 100.000 Vakzine pro Woche geliefert werden.
Nächster Unsicherheitsfaktor: Astra Zeneca. 300.000 Dosen dieses Impfstoffs sollen im März in Österreich eintreffen und verimpft werden. Welche Liefermengen ab April kommen, ist auf der offiziellen Seite, die dazu eingerichtet wurde, um Bürger über den Impffortschritt zu informieren, nicht ersichtlich. Und das, obwohl das Ministerium erst am Freitag gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal versprochen hat, die wöchentlichen Lieferungen nun zu veröffentlichen.
Internen Daten zufolge, die dem KURIER vorliegen, dürften es ab April rund 90.000 bis 100.000 Dosen, ab Juni sogar 120.000 Dosen pro Woche sein. Diese Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen, denn Astra Zeneca war bisher nicht sehr zuverlässig. Prognosen sind kaum möglich, und auch dieser Vertrag ist unter Verschluss.
Einziger Lichtblick ist die Pharmafirma Biontech/Pfizer. Fast 260.000 Dosen werden insgesamt für März geliefert. Im April soll diese Zahl massiv gesteigert werden – und zwar auf 200.000 Dosen pro Woche, ab Mai sogar auf 400.000 pro Woche.
Wenig hilfreich ist der vierte Impfstoff, Moderna. 460 Millionen Dosen hat die EU für 2021 bestellt. Zwei Prozent – das ist Österreichs Anteil am Kontingent – wären 9,2 Millionen Dosen. Tatsächlich bekommen hat Österreich bisher etwas weniger als 200.000 Dosen. Im April sind rund 25.000 pro Woche avisiert, ab Mai sollten es 70.000 pro Woche sein.
Wenn jetzt die Pharmafirmen wie versprochen liefern, könnten ab April rund 375.00 Dosen wöchentlich verimpft werden, ab Mai dann mehr als 600.000 wöchentlich.
Was aber in diesem für Impfwillige mühsamen Monat März auffällt: Es wird nicht spürbar mehr geimpft. Am Montag erfolgten mit 8.405 Impfungen deutlich weniger als am Montag in der Woche davor (20.072).
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