Anschober zu Virusmutation: Bezirk Kitzbühel wird komplett getestet

Anschober zu Virusmutation: Bezirk Kitzbühel wird komplett getestet
Die SPÖ wirft Anschober in einer Sondersitzung Pannen und Schneckentempo beim Impfen vor. Der Gesundheitsminister spricht von 70 Virusmutation-Verdachtsfällen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagt im Parlament, die schwierigsten Pandemiewochen würden nun bevorstehen. Die Gründe:  "Weil das UK-Mutationsvirus sich massiv ausgebreitet hat in Europa. Die Ansteckungen werden steigen." Und weil weiters "in den kommenden Wochen die Liefermengen des Impfstoffs noch deutlich beschränkt sein werden. Die Lieferungen bestimmen das Tempo beim Impfen."

Derzeit würden alle Regierungen in Europa umplanen. Das neue Virus bedeute, dass der Reproduktionsfaktor von 1 auf 1,5 steigt. Anschober: "Das heißt: Stecken zehn Personen derzeit zehn Personen an, dann steckten sie mit dem mutierten Virus 15 Personen an." Das hochgerechnet würde die explodierenden Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern erklären. So hätten sich die Zahlen in Irland binnen drei Wochen verzehnfacht.

Entscheidung verschoben

In Österreich gebe es bei 70 Personen Verdachtsfälle, die noch nicht gänzlich abgeklärt seien. "Diese Proben werden jetzt sequenziert, wir werden Anfang nächster Woche alle Details haben." Die Regierung hat ihre Entscheidung, wie es mit dem Lockdown weitergeht, auf Anfang nächster Woche verschoben, wenn man die Untersuchungsergebnisse kennt. Die Regierung werde auch mit internationalen Experten beraten, wie man weiter vorgehen solle.

Für Tirol, wo in Jochberg 17 Verdachtsfälle aufgetaucht sind, kündigt Anschober an: "Nicht nur alle Bewohner Jochbergs, sondern der gesamte Bezirk Kitzbühel wird getestet."

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SPÖ listet Pannen auf

Zuvor hatte SPÖ-Chefin Rendi-Wagner ein Sündenregister des Gesundheitsministers aufgelistet.

"In Österreich sind doppelt so viele Menschen aufgrund von Corona verstorben als in Deutschland. Es gab keine österreichweite Strategie für den Schutz der Alten- und Pflegeheime", sagte die SPÖ-Chefin.

Zuversicht und Hoffnung gebe nur eines. die Impfung. Rendi-Wagner: "Sie wurde in einem Tempo erforscht und produziert, wie kein anderes Arzneimittel zuvor. Es zählt jeder Tag, dieses Virus kennt keinen Dienstschluss, keine Sonn- und Feiertage. Man muss Tag für Tag, Stunde für Stunde dagegen kämpfen. Jeder Impfstoff, der nach Österreich gelangt, muss sofort verimpft werden und darf nicht gebunkert werden."

Rendi-Wagner: "Impfungen sind zivilisatorische Errungenschaft"

Rendi-Wagner sagte, der Impfstoff isei nicht überraschend gekommen, aber die Vorbereitung sei verabsäumt worden, der Start verzögert und mit Pannen erfolgt. Das schaffe kein Vertrauen.

Rendi-Wagner erzählt aus ihrer (früheren) berufliochen Praxis: "Ich habe über 10.000 Menschen selbst geimpft, habe unsichere Impflinge überzeugt, Impfgespräche geführt. Impfung macht Angst, weil es gesunde Menschen betrifft. Am Ende muss eine freiwillige, informierte Impfentscheidung stehen. Diese ehrliche Information über Wirksamkeit und Nebenwirkungen müssen wir den Menschen geben."

SPÖ-Chefin wünscht Anschober Erfolg - "im Sinne unseres Landes"

Die SPÖ-Chefin hielt ein Plädoyer fürs Impfen: "Impfungen gehören zu den großen Errungenschaftungen der Zivilisation. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit wurde halbiert. Die Pocken wurden ausgerottet, an denen starb jeder Dritte, der daran erkrankte. Über 20 Millionen Kindern konnte mit der Masernimpfung das Leben gerettet werden. Polio ist sei 20 Jahren in Europa ausgerottet. Impfungen retten Leben und sichern unseren Wohlstand:"

In diesem Sinne schloss Rendi-Wagner mit einem ungewöhnlichen Satz für eine Oppositionschefin: "Herr Minister, ich möchte, dass Sie erfolgreich sind. Im Sinne unseres Landes."

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