Schule im Herbst: Grüne haben "Plan B"

Schule im Herbst: Grüne haben "Plan B"
Was, wenn nach Schulbeginn im Herbst eine Schule aufgrund positiver Fälle zusperren muss? Für solche Fälle gibt es jetzt einen Backup-Plan.

Und plötzlich ging alles ganz schnell: Nachdem in Oberösterreich Ende Juni, Anfang Juli die Zahl der Infizierten wieder anstieg, wurden in fünf Bezirken von einem Tag auf den anderen die Schulen geschlossen. Für 85.000 Kinder begann die Sommerferien schlagartig eine Woche früher.

Landeshauptmann Thomas Stelzer argumentierte, damit eine "unkontrollierte Verbreitung" des Virus vermeiden zu wollen. Die Opposition war verärgert, dass die Schließung "ohne Evidenz, ohne Grund und mit der vollen Belastung der Frauen" erfolgte (Meinl-Reisinger), Eltern wie Elternvertreter waren verunsichert: Wie soll dann der Schulstart im Herbst gelingen?Auch Bildungsminister Heinz Faßmann grollte. Er sah in den ad-hoc-Schließungen "kein Role-Model für den Herbst".

Nun haben die Grünen einen "Backup-Plan" dafür entwickelt, wie die Schulen im Herbst im Falle von Schließungen wegen der Coronavirus-Pandemie vorgehen sollen.

Die acht Punkte umfassen u.a. Lernen im Freien, Bildung von Kleingruppen, die Festlegung auf ein Kommunikationssystem pro Schule und spezielle Vorkehrungen für jene Kinder, bei denen zuletzt der Fernunterricht nicht gut funktioniert hat.

Zwar wollen die Grünen, dass das neue Schuljahr normal beginnt und normal weitergeht. "Aber wir müssen nur immer damit rechnen, dass es - siehe Oberösterreich - lokal, vielleicht in einzelnen Klassen, in einzelnen Schulen oder Gemeindeteilen wieder eine Einschränkung und Ausdünnung geben muss.

Und dafür müssen wir ein Netz knüpfen, das zur Verfügung steht für den Fall, dass", so die Idee hinter dem Plan laut Bildungssprecherin Sibylle Hamann.
 

Mit dem Ressort von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sei der Plan besprochen und werde dort inhaltlich in weiten Teilen geteilt oder sei schon in Umsetzung, betonte Hamann gegenüber der APA.

Man könne allerdings nicht alles von oben verordnen. Die Grünen wollen deshalb mit ihrem Backup-Plan eine breite öffentliche Debatte über jene Punkte anstoßen, bei denen Eltern, Schulleiter und Pädagogen selbst aktiv werden müssen.

Krisenplan

Konkret soll bei allen Kindern und Jugendlichen, die über das Distance Learning nicht gut erreichbar waren, in einem ausführlichen Gespräch mit den Erziehungsberechtigten geklärt werden, wo die Probleme liegen, und ein "Krisenplan" festgelegt werden. Außerdem soll gesichert sein, dass jeder Lehrer und jeder Schüler ab der Sekundarstufe 1 (v.a. Neue Mittelschule, AHS-Unterstufe) ein funktionsfähiges Tablet bzw. einen Laptop besitzt oder Leihgeräte samt Datenguthaben vermittelt werden. Die Geräte sollen dann ab September regelmäßig im Unterricht oder bei Hausübungen eingesetzt werden.
 

Abhilfe sieht der Plan auch beim während der Schulschließungen viel beklagten Wirrwarr aus Lern- und Kommunikationsplattformen vor: Die Grünen wollen eine übersichtliche, einheitliche Plattform für Lehrinhalte, die auf die Schulstufen abgestimmt ist und auf die die Lehrer eingeschult werden. Zur Kommunikation soll sich jede Schule auf ein System festlegen. Beide sollen bereits im Regelbetrieb ab September aktiviert und genutzt werden. Hierzu würden im Ministerium auch bereits Arbeiten laufen, so Hamann.

Mentorenprogramm

Bereits gestartet wurde auch das eingeforderte Mentorenprogramm. Das Ministerium habe mit www.weiterlernen.at bereist eine Website lanciert, auf der Kinder, die zu Hause zu wenig Lernunterstützung bekommen, sich für Unterstützung durch Buddies und Mentoren registrieren können. Die Plattform müsse nun aber mit Leben erfüllt werden.
 

An den Schulen sollen Lernstationen (ruhiger Arbeitsplatz mit Computer, Büchern, Arbeitsunterlagen etc.) eingerichtet werden, die bei eingeschränktem Unterricht immer zur Verfügung stehen, bei Bedarf sollen auch fixe Coaching- und Lernstunden mit Kindern vereinbart werden. Bei Betreuungsbedarf oder als sicherer sozialer Ort soll die Schule den Kindern jederzeit offenstehen. "Kein Abwimmeln der Eltern, kein Einholen von Bestätigungen für 'Unabkömmlichkeit am Arbeitsplatz', kein Ruhigstellen der Kinder, kein Gerede von 'Notfall'."

Unterricht und Betreuung soll außerdem so viel wie möglich im Freien stattfinden, um Infektionen zu vermeiden. Außerdem sollen in jeder Klasse unter Einbeziehung der Eltern Kleingruppen von jeweils vier Kindern gebildet werden, die bei einer Einschränkung des Schulbetriebs als "Kommunikationszelle", Lernverbund, soziale Bezugsgruppe und - indem auf genügend "kompetente Erwachsene" in jeder Gruppe geachtet wird - Betreuungsverbund dienen können.

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