Scheidungsrisiko Spitzenpolitik: Wer aller getrennte Wege ging
Schon lange scheidet nicht mehr nur der Tod Eheleute. Bei einer Gesamtscheidungsrate von 36,7% betrifft das immer öfter auch Spitzenpolitiker.
Meist sind es nicht wie bei Heinz Christian Strache „schwere Eheverfehlungen“, die Spitzenpolitiker vor Gericht bringen, um eine Scheidung durchzufechten. Erst am vergangenen Montag wurde Straches Ehe mit der „wilden“ Abgeordneten Philippa (jetzt wieder) Beck geschieden. Strache soll 2015 - vor der Hochzeit des Paares – ein uneheliches Kind gezeugt haben. Es ist Straches zweite Scheidung, 2006 ließ er sich von seiner damaligen Frau Daniela Plachutta nach nur sieben Ehejahren scheiden.
Noch in den 1980er Jahren war das Verhältnis von Spitzenpolitkern zur Scheidung in den Reihen der Volkspartei jedenfalls ein großes Thema, etwa ob Geschiedene auch das Amt des Familienministers übernehmen können sollen. Andere wieder wie die ehemalige ÖVP-Ministerin und Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat ließen ihre erste Ehe sogar kirchlich annullieren, um im Jahr 2000 Alfons Mensdorff-Pouilly heiraten zu können. (Das Paar ist seit 2015 wieder getrennt, aber nicht geschieden.)
Mit Thomas Klestil hatte sich auch ein ehemaliges Staatsoberhaupt (1992 bis 2004), noch dazu während seiner Amtszeit, ins Scheidungsbuch eingetragen: Edith Klestil hatte sich im Jänner 1994 von ihrem Ehemann Thomas getrennt, die Ehe wurde im September 1998 geschieden. Ende Dezember 1998 heiratete er dann Margot Löffler.
Klestils Nach-Nachfolger Alexander Van der Bellen hatte sich lange vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten 2016 und nach fast fünf Jahrzehnten von seiner ersten Frau Brigitte scheiden lassen, er heiratete noch 2015 Doris Schmidauer. „Seine erste Frau und er sind einvernehmlich geschieden und weiterhin freundschaftlich verbunden“, war damals die knappe Information aus dem grünen Parlamentsklub.
Kein Anzeichen für eine Scheidung ist von Kanzler Karl Nehammer bekannt, er ist seit 2007 mit Katharina verheiratet. Nicht so sein Vorgänger: Obwohl „Alexander Georg Nicolas Christoph Wolfgang Tassilo Schallenberg“ einem alten Grafengeschlecht entstammt, ist er nach mehr als 20 Jahren Ehe, der vier Kinder entsprangen, geschieden.
Schallenbergs Vorgänger Sebastian Kurz war bisher nicht verheiratet. Kurz ist seit vielen Jahren mit Susanne Thier ein Paar, noch während seiner Kanzlerschaft bestätigte er wiederholt, sie auch heiraten zu wollen. Im Sommer 2021 bekamen die beiden einen Sohn (Konstantin), die angekündigte Heirat steht aber noch aus.Übrigens hatte auch Alfred Gusenbauer, Kanzler der Republik von 2007 bis 2008 nie geheiratet. Mit seiner Lebenspartnerin Eva Steiner hat Gusenbauer eine inzwischen erwachsene Tochter.
Bei anderen Bundeskanzlern verlief das Eheleben mitunter turbulent, aber keiner von ihnen trennte sich (offiziell) von seinem Ehepartner während der Amtszeit. Vor knapp einem Jahr gab etwa Ex-Kurzzeit-Kanzler Christian Kern bekannt, sich von Eveline Steinberger-Kern nach 20 gemeinsamen Jahren „in Wertschätzung und Respekt“ getrennt zu haben.
Auch sein SPÖ-Vorgänger Werner Faymann hatte (lang vor seinem Job am Ballhausplatz) eine Scheidung hinter sich, seit 2001 ist er in zweiter Ehe mit Martina-Ludwig-Faymann verheiratet. Medial bekannt ist auch das Eheleben von Ex-Kanzler Viktor Klima, der bereits zwei Mal geschieden ist und inzwischen mit seiner dritten Frau in Argentinien lebt.Kurz vor seinem hundertsten Tag als Wiener Bürgermeister heiratete 2018 der damals 57-jährige Michael Ludwig seine Verlobte Irmtraud Rossgatterer. Ludwig war, soweit bekannt, zuvor nicht verheiratet.
Medialen Wirbel gab es 2007 rund um Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, die sich damals von ihrem Ehemann Richard offiziell trennte und mit Philipp Ita, dem ehemaligen Kabinettchef der im Amt verstorbenen Innenministerin Liese Prokop, zusammenzog. Kdolsky hatte damals über Ö3 die neue Beziehung kundgemacht, ist mittlerweile von Ita aber wieder getrennt.
Übrigens: Im Jahr 2021 wurden in Österreich laut Statistik Austria 41.111 Ehen geschlossen, zugleich wurden insgesamt 14.510 Ehen rechtskräftig geschieden. Strittig davon waren 1.803 Scheidungen, bei denen zu 46,0 % der Mann „schuldig“ war, zu 8,9 % die Frau, zu 32,4 % beide, sowie in 12,8% der Fälle keiner von beiden. Die Gesamtscheidungsrate lag bei 36,7%, die mittlere Ehedauer der 2021 geschiedenen Ehen lag bei 10,6 Jahren, und das mittlere Scheidungsalter lag für Männer bei 45,8 Jahren und für Frauen bei 42,5.
Übrigens: Im Jahr 2021 wurden in Österreich laut Statistik Austria 41.111 Ehen geschlossen, zugleich wurden insgesamt 14.510 Ehen rechtskräftig geschieden. Strittig davon waren 1.803 Scheidungen, bei denen zu 46,0 % der Mann „schuldig“ war, zu 8,9 % die Frau, zu 32,4 % beide, sowie in 12,8% der Fälle keiner von beiden. Die Gesamtscheidungsrate lag bei 36,7%, die mittlere Ehedauer der 2021 geschiedenen Ehen lag bei 10,6 Jahren, und das mittlere Scheidungsalter lag für Männer bei 45,8 Jahren und für Frauen bei 42,5.
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