Scheidungsanwältin: "Mord aus Liebe ist Quatsch mit Soße"

Scheidungsanwältin: "Mord aus Liebe ist Quatsch mit Soße"
Die bekannte Scheidungsanwältin Helene Klaar kritisiert, dass Gewalt gegen Frauen heimlich goutiert wird.

Seit vier Jahrzehnten trägt Helene Klaar einen Titel – nämlich die meist gefürchtete Scheidungsanwältin Österreichs zu sein. Eine Beschreibung, über die sie lacht. Aber die Feministin ist für ihre pointierten Analysen („Eine Ehe ohne Liebe ist besser als eine Scheidung ohne Geld“) bekannt. Ihre Ratschläge in Sachen Partnerschaft sind nüchtern. Das ist sie auch, wenn es um die Ursachen für Femizide geht.

KURIER: Frau Klaar, Justizministerin Alma Zadic möchte nun das Scheidungsrecht reformieren, damit es zu weniger Femiziden kommt. Hat die Verschuldensfrage einen Anteil daran, dass die Gewalt bei Trennungen eskaliert?

Helene Klaar: Das kann ich ganz klar mit Nein beantworten. Weg vom Verschuldensprinzip zu gehen, setzt Frauen einmal mehr dem Terror der Männer aus. Denn dann kann man nicht einmal mehr sagen, du hast dich falsch verhalten. Dann ist jede Gemeinheit und jeder Fehltritt in der Ehe ohne Konsequenzen erlaubt. Jede Abwertung, Enttäuschung und Kränkung interessiert dann keinen Richter mehr. Ich weiß nicht, was das daran ändern soll, dass Männer gegenüber Frauen nicht gewalttätig werden. Im Gegenteil. Ich habe kein Verständnis dafür, warum man aus einer Ehe leichter herauskommen soll als aus einem Mietvertrag. Außerdem werden die meisten Ehen in Österreich einvernehmlich geschieden. Nur bei rund acht Prozent der Scheidungen spielt die Verschuldensfrage eine Rolle. Interessanterweise wird bei Femiziden immer nach Ursachen geforscht, statt die Verantwortung dort zu suchen, wo sie ist – bei den Tätern. Es gibt viele andere Menschen, die auch in furchtbaren Verhältnissen leben, aber ihre Partnerinnen nicht ermorden.

Wann entsteht dann eine toxische Emotion?

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